öem DluMenbnche eines Wnenireisenöen.
Von A. H.
Mit Illustrationen nach der Natur gezeichnet.
1. Das arabische Wohnhaus.
8 W^Iue eigenthümliche A Erscheinung ist es,
D daß das Volk der Aegyp- ^ ter, welches so zäh und mit so sichtbarem Erfolge
allen fremden Einflüssen widerstand und dem selbst das Christenthnm in seiner Sprache und seinen Sitten wenig anhaben konnte, der Religion des Islam und der Herrschaft der Araber so vollständig und so plötzlich erliegen mußte. Begann zwar mit der Invasion der Byzantiner schon ein anderes Kunstleben, so waren es doch erst die Araber, welche mit den altägyptischen Traditionen gründlich brachen, sodaß wir auf den Trümmern des uralten Phara »neureiches eine ganz andere Welt entstehen sehen.
Dem leichtbeweglichen, unstäten Nomadenvolke war das ultraconservative, ernste Heidenthum der Aegypter im tiefinnersten Wesen zuwider. Die alten heidnischen Formen wurden mit ängstlicher Sorgfalt gemieden. Nur zu den Thürschwellen ihrer Moscheen benutzten sie oft, und es liegt darin wohl eine beabsichtigte Symbolik, Granitwerkstücke mit hieroglyphischen Darstellungen, gleichsam um das siegreiche Hinüberschreiten des Islam über das Heidenthum anzudeuten und die Macht des neuen Glaubens zu manifeftiren.
II. 2.
Während der Bau der Moscheen bald nach der Eroberung des Landes wohl nach dem Vorbilde der heiligen Kaaba in Mekka, und zunächst unter Leitung byzantinischer Baumeister begann, empfand das wenig seßhafte, an das Zeltkeben gewöhnte Volk nur sehr allmählich das Bedürfniß, sich behagliche, den Bedingungen des Landes entsprechende Wohnungen einzurichten.
Sie folgten in ihrem Wohnhausbau auch keinem vorhandenen Vorbilde. Das ägyptische Haus kam bei der Abneigung gegen die Ureinwohner Wohl wenig in Frage, auch die strenge Symmetrie des griechischen und römischen Hauses war dem mehr auf das Malerische, Zufällige gerichteten Sinne der Araber nicht sympathisch; so entwickelte sich dasselbe aus den eigenthümlichen Religions-Anschauungen, den Lebensgewohnheiten und Sitten des Arabers und den Concessionen, die er dem Klima und Bodenverhältnissen des Landes machen mußte, nur nach und nach und erlangte erst im 16. Jahrhundert seine höchste stylistische Vollendung. Mehr vielleicht als seine Monumentalbauten giebt uns also die Anlage, Einrichtung und der Schmuck seines Hauses Aufschluß über das ureigene Wesen des Arabers.
Cairo ist die eigentliche Hauptstadt des Arabers, hier entfaltete sich arabische Kunst und Wissenschaft und arabisches Leben zur höchsten Blüthe und hier erhielt auch das Wohnhaus die nach jeder Richtung hin abgeschlossene Ausbildung.
Die Grundpläne sind äußerst mannigfaltig, da die Orientirung derselben nach der Himmelsgegend wesentlich aus die Disposition der Räume einwirkt; doch immer sind gewisse Grundbedingungen in der Eintheilung festgehalten. Die Hauptzimmer, namentlich die der Frauen, öffnen sich nach dem Hof oder Garten. Das Gebäude hat meist zwei Flügel, die einen rechten Winkel bilden, der Hof ergänzt das zum Rechteck Fehlende des Grundstücks und ist auf der dem Nachbar zugekehrten Seite von dessen fensterloser Wand begrenzt oder mit einer hohen Mauer umgeben.
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