Allgemeine Rundschau.

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am Morgen vor Sonnenaufgang beim bleichen Sternen- schein die Seinigen verließ, riefen sie mit ihm Allah zum Schutz an; jetzt wo er heimkehrt und vielleicht später als er gedacht, überrascht ihn der Abend und die Stunde des üblichen Gebetes. Er steigt ab von seinem Thier, das, gleichfalls ermüdet, sich nach dem Futter und Lager sehnt, legt Schuhe und Waffen ab und erfüllt als guter Moslim seine Pflicht, von keinem menschlichen Ohre vernommen, aber, wie es im Koran heißt: „der Odem des Allmächtigen weht auch durch die Wiiste und das Auge des Herrn ist überall." Prof. Ebeling.

Misrellrn.

* Der Oberjägermeister des Kaisers Napoleon I. war Alexander Berthier. Er war leidenschaftlich für die Jagd eingenommen und iiberließ sich diesem Vergnügen lieber, gleich einem reichen Privatmanne, auf seinem Gute Groß- Bois, als, wie sein Posten es heischte, in der Gesellschaft des Kaisers bei Hofjagden. Eine solche war bestellt; Ber­thier kam zum Lever des Kaisers und dieser fragte: „Was ist es für Wetter?" — „Schlechtes, Sire." — „Und die Jagd, wie wird es damit werden?" — „Schlecht, Ew. Majestät. Die Hunde werden keine Nase haben." — „Sie soll abbestellt werden." Der Befehl wird sogleich gegeben. Nm elf Uhr geht der Kaiser zum Frühstück zu der Kaiserin. Die Sonne schien hell und klar; sie kamen überein, mit Berthier einen Spaziergang zu machen. Er soll geholt werden, und der Kaiser vernimmt nicht ohne Staunen, daß er nach Groß-Bois auf die Jagd gegangen sei. Hätte der Kaiser seinen Oberjägermeister nicht so geliebt, so wäre dem letzteren der Scherz, dessen Opfer Napoleon geworden, wohl nicht gut bekommen; so lachte der Kaiser und nahm sich vor, in Hinsicht des zur Jagd günstigen Wetters sich künftig auf sein eigen Unheil zu verlassen.

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Wer von uns hat in jungen Jahren nicht einmal mitgesungen oder mitgemacht:

„Rundgesang und Rebensaft Lieben wir ja alle" — ?

Wer von den Alten schmunzelt nicht, wenn er gelegentlich aus jungen Kehlen anstimmen hört:

„Es geht ein Rundcomment An unserm Tisch herum" —?

Nun, diesen Allen, glauben wir, wird es willkommen sein, in dem nachfolgenden Volksliede aus der Refvrmations- zeit den Ahnherrn der deutschen Rundgesänge, einen wackern Gesellen, kennen zu lernen:

Trinklied.

Frisch auf, gut gsell, laß rummer gan! tummel dich, guts weiulein!

Das gläslein soll nicht stille stan,

tummel dich, tummel dich, guts weinlein!

Er setzt das gläslein an den mund, tummel dich, guts weinlein!

Er truuks heraus biß auf den grund, tummel dich, tummel dich, guts weinleiu!

Er hat sein fachen recht getan, tummel dich, guts weinlein!

Das gläslein soll Herummer gau,

tummel dich, tummel dich, guts weiulein!

Charakteristisch ist es, daß in den mittelalterlichen resp. späteren, sogenannten englischen, Comödien alle Na­tionen der stehenden komischen Figur den Namen ihres Lieblingsgerichtes gegeben haben. So heißt dieselbe in den Niederlanden „Pickelhering" oder „Junker Stockfisch", in

Frankreich „Jeair Potage", in England „Jack Pudding", in Italien „Signor Macearoni" und endlich in Deutsch­land „Hans Wurst", ein Wort, das Luther in die Schrift­sprache eingeführt hat, indem er seinen Gegner den Her­zog von Braunschweig-Wolfenbüttel also betitelte. Uebri- gens hat sich ein Rest jenes Brauches bis irr unsere Tage erhalten, denn in Pommern und Mecklenburg hieß in den fünfziger Jahren ein beliebter Puppenspieler beim Volke „Johann Dickmelk".

Technisches.

Künstliche Aufbesserung des Klimas Nord- Amerikas. Unseren Völkern jenseits des Oceans ist es längst ein Dorn im Auge, daß beispielsweise New-Aork, welches unter demselben Breitengrade liegt, wie Neapel in Bezug auf Klima nicht besser gestellt ist, als etwa Stock­holm, und daß England, obwohl unter demselben Breiten­grade wie Labrador gelegen, den Frost eigentlich nur dem Namen nach kennt. Die Ursachen dieser betrübenden Miss­lichkeit sind erwiesen. Europa's Westküste steht unter der Einwirkung des warmen Golfstromes, während sich zwischen diese Strömung und Amerika's Ostküste ein breiter Strom kalten Wassers schiebt, der direkt vom Nordpol kommt und zum größten Theil durch die 1.6 Kilometer breite Belle- Jsle-Straße zwischen Neufundland und dem Festlande fließt. Dieser bedauerliche Umstand hat einen Amerikaner Namens Goodridge auf den überkühuen Einfall gebracht, die genannte, höchstens 150 Fuß tiefe Straße durch einen Damm abzusperren, und damit den Polarstrom von Amerika's Küste abzulenken, bezw. in den Atlantischen Oeean zu dirigiren. Steine zum Bau des Dammes sind an Ort und Stelle in Ueberfluß vorhanden, und das ganze Werk würde höchstens 160 Millionen Mark kosten, eine Kleinigkeit dem damit zu erreichenden Zwecke der Freihal­tung des Lorenzstromes vom Eis und der Aufbesserung des amerikanischen Klimas gegenüber. Somit wäre Alles sehr schön. Es frägt sich aber sehr, ob der abgelenkte Polarstrom den GoMrvm nicht derart von dem altge­wohnten Wege abbringen würde, daß er Europa nicht mehr erreicht, in welchem Falle wir ein sibirisches Klima bekämen. Da würden denn doch die europäischen Staaten gegen den Damm ein kräftiges Veto einlegen und diesem Veto nöthigenfalls durch zahlreiche Kriegsschiffe Nachdruck verleihen.

Damit der Sache das possenhafte Nachspiel nicht fehle, ist übrigens gleich darauf ein anderer Amerikaner, Namens Server, ausgetreten, welcher den Damm als zu kostspielig verwirft und dasselbe Ziel wie Goodridge durch ein eigen­artiges Mittel erreichen will. Er macht den Vorschlag, den Strom der Belle-Jsle-Straße zum Treiben einer Unzahl Wasserräder zu benutzen, damit durch Reibung eine be­deutende Wärme zu erzeugen und mittelst dieser Wärme das Wasser des Polarstroms auf eine erträgliche Tempe­ratur zu bringen!! Dagegen hätte Europa freilich nichts einzuwenden. Im Gegentheil. G. van Muyden.

Photographische Negative aus Pappe. Zu den interessantesten Erfindungen der Neuzeit auf photographi­schem Gebiete gehören die Pappnegative von A. Thisbault in Paris. Wie unfern Lesern bekannt, hat die Erfindung der Trockenplatten, welche der Photograph erst später zu Hause zu entwickeln braucht, sowie die Verbesserung der Apparate zu Augenblicksaufnahmen der Reisephotographie zu einem unerwarteten Aufschwung verholfen. Es kann jetzt Jedermann ohne Vorkenntnisse und mit Hülfe von Vorrichtungen, die an einen Revolver oder einen Opern­gucker erinnern, bezw. in der Reisetasche untergebracht werden können, in kaum einer Secunde Gegenstände aller Art, zu Studien- oder sonstigen Zwecken, photographisch aufnehmen. Die Sache hatte indessen bisher einen Haken.