Heft 
(1.1.2019) 08
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Zur Sonnenhöhe.

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Gunstbezeugungen verwerthest, wie diese Herrn Strauß und".

Außer sich vor Erregung rief der Kreispräsident mit heiserer Stimme:Wer giebt Dir das Recht, so zu mir zu reden?!"

Die Freundschaft, die uns einst verband. Frei­lich, meine Worte sind kein lockender Sirenensang, sie sind der grollende Donner, der den sorglosen Wan­derer mahnt, rechtzeitig ein schützendes Dach zu suchen."

Eine edle Rothe färbte das Gesicht des Redenden, der in würdiger, man konnte sagen feierlicher Hal­tung wie ein Prophet des alten Bundes vor dem ehemaligen Freunde stand und nun tiefbewegt fort- fnhr:Halt ein auf dieser wilden Jagd! Siehst Du denn nicht, wie das Verderben auf schwarzem Rosse Dir zur Seite jagt, wie es seine grausige Hand über Deinem Haupte erhebt, um Dich von der Sonnenhöhe des Lebens in den Abgrund zu schlen­dern?"

Der Kreispräsident, welchen anfänglich Falks Worte etwas betroffen gemacht hatten, hatte jetzt seine Ruhe wieder gewonnen, und mit kaltem Spotte lobte er den Schwung und die bilderreiche Sprache in des Freundes Rede; dann aber änderte er plötz­lich den Ton, und mit Herbheit fuhr er fort:Jetzt erst erkenne ich, ein wie gefährlicher Gegner unserer Partei Du bist, aber desto energischer werde ich versuchen, Dich für uns zu gewinnen."

Spare Dir diese Mühe," antwortete Heinrich fest,ich würde eher mein Leben lassen, als meine Ueberzengnng. Ich sehe, daß zwischen uns keine Gemeinsamkeit mehr möglich ist und nehme es hin, weil ich es nicht ändern kann, aber wenn wir auch Gegner in der Politik sind, lasse uns doch als Menschen miteinander in Frieden bleiben. Und nun gieb mir die Hand!"

Aber Conrad wies die dargebotene Rechte zurück, und mit eisiger-Kälte erwiderte er:

Wer mein Gegner ist, der ist es ganz und überall und damit wären wir wohl mit ein­ander fertig, Herr Doctor Falk!"

Ganz wie Sie wünschen, Herr Kreispräsident," bemerkte Heinrich mit einer formellen Verbeugung und verließ das Zimmer, um sich in seine Woh­nung zu begeben.

Er ist ein Narr, ein kompletter Narr," sagte Conrad und verließ gleichfalls den Raum, tief verstimmt und erregt.

Etwa eine halbe Stunde später trat der Polizei­rath in das verlassene Gemach und machte es sich ans dem Sopha bequem, wie ein Mann, der eine anstrengende Arbeit vollendet hat und nun der wohlverdienten Ruhe Pflegen will. Ein zufriedenes Lächeln überflog dabei sein Gesicht, wich aber so­gleich aus seinen Zügen, als der Kreispräsident er­schien. Stürmer sprang auf.

II. 2.

Hätte ich gewußt, daß Sie anwesend find," sagte er,so hätte ich mir bereits erlaubt, Sie in Anspruch zu nehmen. Ihre Angelegenheit geht gut, besser sogar, als ich gedacht hatte."

Ich fürchte das Gegentheil," erwiderte Conrad, ich hatte eure Unterredung mit dem Doctor Falk."

Das weiß ich; weiß auch den Gegenstand der­selben."

Der Marrn ist gefährlich, er kann den ganzen Erfolg unserer Thätigkeit in Frage stellen."

Jetzt nicht mehr."

Das heißt?"

Ich habe ihn soeben verhaften lassen."

Mensch," schrie Conrad auf,find Sie toll?!"

Nein; aber vorsichtig."

Wie wollen Sie das rechtfertigen?"

Gar rächt. Der Marrn ist vorläufig unschäd­lich. Morgen ist die Wahl; am Abend ist alles vorüber. Dann läßt man ihn laufen ein un­glücklicher Jrrthum, eirr Mißverständniß man bedauert unendlich!"

Sie gehen zu weit!"

Besser, als nicht weit genug! Wird Jemand compromittirt, so bin ich es höchstens; Sie haben ja mit der ganzen Angelegenheit nichts zrr thnn. Sie sehen, ich birr es, der die heißen Kastanien ans dem Feuer holt. Aber rrurr zu etwas Anderem: Es dürfte Zeit sein, zu dem Notar zu gehen und den Kanfcontract irr Ordnung zu bringen. Wichtige Geschäfte soll man nicht arrfschieben. Wollen Sie jetzt mit mir kommen?"

Conrad bejahte diese Frage und eilte in seirr Zimmer, um sich zu dem Gange anznkleiden.

Nun ist er ganz in meiner Hand," flüsterte Stürmer vor sich hin mit einein trinmphirenden Lächeln.

In diesem Momente klopfte es.

Herein!" rief Stürmer.

Die Thür öffnete sich, und herein trat Fräu­lein Meta von Wenkenstern. Der Polizeirath er­hob sich respektvoll von seinem Sitze.

Sie verzeihen," begann die junge Dame,man hatte mir gesagt, daß ich hier den Herrn Banquier Strauß antreffen würde."

Bedaure sehr, aber Herr Strauß ist augen­blicklich in der Stadt."

Das thnt mir leid, denn die Angelegenheit, die mich hierherführt, leidet keinen Aufschub."

Ich ahne, um was es sich handelt. Herr- Strauß ist im Besitze der Wechsel, die Ihr ver­storbener Herr Vater einzulösen außer Stande, war."

So ist es. Ich kam deshalb, um Herrn Strauß, der ini Begriff ist, mein Besitzthnm an sich zrr brin­gen, zu bitten, die Wechsel zu prolongiren. Für diesen Fall sind meine Verwandte, denen dies jedoch im Augenblicke noch nicht möglich ist, bereit, die

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