Eßlingen.
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Das neue Rathhaus.
empor zu der hervorragenden Rangstellung, die es als freie Reichsstadt länger als ein halbes Jahrtausend behauptet hat. Zu Anfang des Jahres 1360 hielt Kaiser Karl IV. hier einen Reichstag, während dessen in der Bevölkerung ein Ausstand ansbrach.
Die Veranlassung dazu gab eine mißfällige Aenßernng des Kaisers über die große Unordnung, welche sich aus der erstell Regiments- Verfassung der Stadt sollte ergeben haben. Dies erweckte bei den Zünften, die durch jene Constitution viele Rechte gegen den Senat und Adel erlangt hatten, die Befürchtung, daß sie ihrer Freiheiten wieder verlustig gehen könnten. Durch aufrührerische Reden erhitzt, rotteten sie sich zusammen und drangen mit bewaffneter Haild in das Barfüßer- dener Jahrhunderte, kloster, in welchem der Kaiser soeben Sitzung hielt. Hier überfielen sie ihn mit den schimpflichsten Schmähworten und machten dann Miene, sich an seiner Person zu vergreifen. In seiner Noth rettete sich der Monarch durch einen Sprung aus dem Fenster in den Klostergarten, worauf er durch das Wolfsthor ans der Stadt entfloh. Um diese Schmach zu rächen, beauftragte der Kaiser den Grasen Eberhard voll Württemberg, Eß
Nathsherren verschie-
Das alte Rathhaus.
lingen zu züchtigen. Letzterer belagerte die Stadt und zwang sie, mit der für die damalige Zeit ungeheuren Summe von 100,000 Gulden den Frieden zu erkaufen.
Im folgenden Jahrhundert tritt Eßlingen ge-