Heft 
(1.1.2019) 08
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Torxedowesen und unterseeische Schifffahrt.

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Kein Wunder daher, wenn die Techniker sich in netterer Zeit einmal der Lösung der Frage des lenkbaren Torpedos, sodann aber dem noch schwierigeren Problem des unterseeischen Tor­pedobootes zugewendet haben.

Was zunächst die Lenkbarkeit der modernsten Sprengwaffe anbelangt, so steht es mit der Lösung dieser Frage allerdings bei Weitem nicht so schlecht, wie mit der Frage des lenkbaren Luftschiffes. Bis­her hat es indessen den zahlreichen Erfindern von lenkbaren Torpedos nicht gelingen wollen, die Er­gebnisse ihres Fleißes und Scharfsinnes zur Ein­führung bei deir Flotten der Seemächte zu bringen. Die lenkbaren Torpedos stehen somit streng genom­men sämmtlich erst auf dem Papiere, und es fehlt ihnen die unentbehrliche Weihe der Erfahrung, der langjährigen Versuche im Frieden, geschweige denn der Felwrprobe. Dies ist vom Standpunkte der Technik zu bedauern, da die vorgeschlagenen lenk­baren Torpedos meistens sehr sinnreich find und ihren geistigen Urhebern das günstigste Zeugniß ausstellen. Die lenkbaren Torpedos der neuesten Zeit werden meist mittels sich abrollender elektrischer Leitungen vom Torpedoboote oder vom Schlachtschiffe aus gelenkt und auch elektrisch getrieben. Der eine weist sogar die Einrichtung aus, daß er sich, wenn die Leitung abgerollt ist, voir diesem Gängelbande freimacht und sich alsdann selber steuert. Das ge­schieht wie folgt: Der Torpedo birgt einen Kom­paß, dessen Nadel, sobald sie in Folge einer Ver­änderung im Kurse des Torpedos ihre Stellung verändert, Contacte schließt und damit ein Wirken der Steilervorrichtung herbeiführt. Unter den Er­findern von lenkbaren Torpedos sind besonders Ley, Williams und Nordenfelt zu nennen.

Der Letztgenannte hat sich auch neuerdings aus dem Gebiete der unterseeischen Schifffahrt einen Namen erworben. Nach mehrjährigen Ver­suchen gelang es ihm, ein kleines Fahrzeug zu bauen, welches zeitweilig untertauchen und sich da­mit unsichtbar machen kann. Es wurden im letzten Herbste bei Kopenhagen damit Versuche veranstaltet, die nicht ganz unbefriedigend ausfielen, zugleich aber darthaten, daß der Erfinder noch Vieles uachzuholen hat, wenn sein Boot in das Inventar der euro­päischen Flotten ausgenommen werden soll.

Der Hauptfehler des Nordenfeltffchen Untersee­bootes dürfte darin liegen, daß der Erfinder zum Dampf als Triebkraft seine Zuflucht nahm, d. h. zu einer Triebkraft, die Feuer und folglich Luftzu­fuhr zur Voraussetzung hat. Sobald das Boot

untertaucht, muß in Folge dessen die Kesselfeuerung anshören, und die Maschine arbeitet nur noch mit vorher aufgespeichertem überhitzten Dampfe, der schwerlich lange vorhält und überdies ein lang­dauerndes Anheizen man spricht von 12 Stun­

den erfordert, ehe das Boot seine Fahrt an- treten kann. Ein Hanpterfvrderniß aber bei solchen Booten ist, daß sie stets marschbereit sind.

Dem zweiten Hauptfehler, daß die Luft im In­neren des Bootes nicht erneuert wird, dürfte hin­gegen unschwer abzuhelfen sein.

Sonst sind die Einrichtungen am Nordenfelt'- schen Boote recht praktisch. Hervorzuheben sind namentlich zwei wagerechte Schrauben, welche das Süllen des sonst an der Oberfläche schwimmenden Fahrzeuges herbeiführen, sowie zwei automatisch ar­beitende Flügel, die das Einhalten einer wagerechten Fahrt ermöglichen. Der Beobachtnngsthurm ragt stets aus dem Meere, weil die Mannschaft sollst nicht sieht und das Boot nicht steuern kann. Da­für verräth aber der Thurm die Nähe des fisch- ähnlichen Bootes, und dies ist auch ein Fehler, dem nicht so leicht abzuhelfen sein möchte.

Dem Nordenfelt'schen bei weitem überlegen ist aber das erst vor wenigen Tagen bekannt gewor­dene Unterseeboot des Franzosen Go übet, von welchem die russische Regierung, ohne daß das die Ohren stets zuspitzende Europa eine Ahnung davon hatte, 300 Stück bestellt hat. Es sollen bereits 50 zur Ablieferung gelangt sein.

Die große Ueberlegenheit des Goubet'schen Bootes besteht einmal in der Anwendung einer schraubenartigen Steuervorrichtung, welche das Len­ken des Fahrzeuges nach rechts uud links, nach oben und unten auch dann ermöglicht, wenn es stillsteht; sodann aber in der Anwendung der Elektricität, d. h. einer von der Luftzufuhr abhängigen, stets bereiten Triebkraft.

Wir wollen nunmehr wenigstens die Haupt­organe des Bootes unseren Lesern verständlich zu machen suchen.

Das cigarren- oder fischförmige Fahrzeug hat eure Länge voll etwa 5 Metern. Die beiden be­herzten Männer, welche dessen Besatzung bilden, ge­langen durch die anfzuschraubende Kuppel in das Innere, die nach den Seiten und nach oben mit Gucklöchern versehen ist. Nachdem die Kuppel wieder luftdicht verschlossen, nehmen die Männer Platz und der Matrose bringt den hinten befindlichen elektri­schen Motor mit der vorne am Bug angeordneten galvanischen Batterie in Verbindung, woraus sich die Schraube zu drehen beginnt. Diese Schraube läßt sich, wie bemerkt, mittelst eines Rades nach allen Seiten verstellen und sie ersetzt somit das Steiler in vollkommener Weise. Ist dann das Boot dem Feinde so nahe gekommen, daß ein Ver­schwinden rathsam erscheint, so bewirkt der Führer mittelst eines Hahnes, daß das Wasser in die be­treffenden Behälter entströmt, worauf das Fahrzeug so weit sinkt, daß auch die Kuppel nicht mehr sicht­bar ist. Soll es aber wieder anftauchen, so werden