Heft 
(1.1.2019) 08
Seite
376
Einzelbild herunterladen

376

G. van Muyden. Torxedowesen und unterseeische Schifffahrt.

diese Behälter mit Hälfe des Hebels, den der Führer in der Hand hält, sowie einer Rohre geleert, die mit eiirer Pumpe in Verbindung steht. Das unter dem Boote angebrachte Balaststück verhindert dessen Rol­len. Man kann es vom Innern ans für den Fall loslösen, daß die eben erwähnte Pumpe nicht mehr arbeiten sollte, worauf das Fahrzeug wieder ailssteigt.

Vorne und hinten befinden sich zwei Behälter und zwischen den beiden Besatzungsmännern eitle Linse. Diese Organe bewirken es, mit Hälfe voll sinnreichen Vorrichtungen, die zu beschreiben zn weit fuhren würde, daß das Boot von selbst eitle horizontale Fahrt beibehält, nicht abwechselnd anf- und absteigt. Dies ist von der größten Wichtigkeit. Die Erfahrung mit den bisherigeil Booten hat nämlich gelehrt, daß ein unterseeisches Fahrzeug ans nicht ganz aufgeklärten Gründen eitle wellen­förmige Bewegung sofort annimnit. Diese zu ver­hindern, war aber eitle Hauptaufgabe, weil sollst all Einhalten der Fahrtrichtung nicht zu denken ist und auch das Boot gerade im entscheidenden Augen­blick austanchen könnte.

Die beiden Lenker des Gonbet'schen Fahrzeuges sitzen auf Stählen, welche einen Vorrath Preßluft enthalten, aus welchem die Luft im Innern erneuert wird, während eitle geeignete chemische Vorrichtung die ansgeathmete Lust von den schädlichen Bestand- theilen befreit und wieder athembar macht.

Voll zweifelhaftem Werth erscheint das vorne angebrachte, durch eine elektrische Lampe beleuchtete Messer, welches dazu dienen soll, die Leitungen der Streutorpedos abznschneiden. Dagegen ist der Gedanke praktisch, die Boote für den Fall, daß die Elektricität ansgeht oder der Elektromotor in Un­ordnung gerathe, mit voll innen zu bewegenden Rudern (Riemen) ansznstatten, die bei der Fahrt anliegen und somit nicht stören.

Wir kommen nun zum wunden Punkte des be­laden nur 1800 Kilogramm wiegenden Goubet- scheil Fahrzeuges. Wir meinen den hinten ange- ordneten Torpedoapparat.

Hat sich das Boot eitlem feindlichen Schiffe so weit genähert, daß an die Erfüllung der Auf­

gabe desselben gedacht werden kann, so löst der Steuermann den mit 50 Kilogramm Dynamit ge­tadelten tellerförmigen Torpedo mittelst der sicht­baren Handhabe. Dieser steigt dann auf, heftet sich ail den Rumpf des zu zerstörenden Fahrzeuges und wird durch die sich abrollende elektrische Leitung zur Explosion gebracht, sobald sich das Unterseeboot so weit entfernt hat, daß es nicht mehr beschädigt werden kann. Räthselhast ist es, wie der Erfinder auch nur einen Augenblick annehmen konnte, der Torpedo werde sich in den Rumpf eines sich be­wegendeil Schiffes, zumal wenn dieses aus Eisen gebaut ist, so fest einbohren, daß er nicht wcg- gespält wird. Selbst wenn das Schiff vor Anker liegt, dürfte die Strömung oder der Wellenschlag dieses Fortspülen leicht bewirken.

Der Lustvorrath soll für acht Stunden, der Eleltricitätsvorrath dagegen zu einer vierzehnstüu- digen Fahrt ansreichen.

Es bezeichnet die Goubet'sche Erfindung offen­bar einen bedeutenden Fortschritt in der unter­seeischen Schifffahrt. Von eitler wirklichen Lösung des Problems sind wir indessen noch weit entfernt. Es dürfte vielmehr noch viel Wasser den Berg ab- lanfen, ehe es dem menschlichen Scharfsinn gelingt, ein größeres Schiff zn bauen, welches dauernd unter Wasser fahren kann und dessen Besatzung damit den zahlreichen Fährnissen einer überseeischen Fahrt entrückt wird, ein Schiff, dem Wind und Wellen nichts anhaben können. Es sind hierzu, abgesehen von untergeordneten Punkten, vor Allem drei Probleme zn lösen: Zuerst die stete Erneue­rung des Elektricitätsvorrathes aus dem Seewasser, eine Aufgabe, deren Lösung allerdings angebahnt ist; ferner die stete Erneuerung der Athmnugslnst für eine größere Anzahl Menschen, endlich eitle aus­reichende Beleuchtung des umgebenden Wassers mittels mächtiger elektrischer Lampen, damit der Führer Hindernisse zeitig bemerken kann.

Daß die Probleme dereinst ihre Lösung finden, steht für uns außer Frage. Leichter ist die Sache jedenfalls wie die Lösung der Frage des lenkbaren Luftschiffes, mit der sich so viele tüchtige Menschen abgnälen.