Heft 
(1.1.2019) 09
Seite
397
Einzelbild herunterladen

R. Tenge.

K^ine tragische Katastrophe ist, wie der Blitz eines Gewitters, der wiederholt mit zünden­den Schlägen niederznckt, in die Vorbereitungen eines seltenen Jubelfestes hereingebrochen, zu dem sich die Stadt München und besonders die in derselben lebende Künstlerschaft mit ungewöhnlicher Freudig­keit rüstete und dem man von weither, überall uw die edelsten Zweige der Cultur ihren Segen ver­breiten, mit reger Spannung entgegensah. Längst war es kein Geheimniß mehr, daß die Verein­samung, in die sich König Ludwig II. infolge bitterer Erfahrungen, die ihn in den schönsten Jahren der Hoffnung und Begeisterung schwer persönlich ge­troffen, zurückzog, bedenklichen Einfluß auf sein Gemüth geübt habe: finanzielle Schwierigkeiten, die einer überaus groß angelegten Baulust desselben entsprangen, spielten seit geraumer Zeit und führ­ten endlich zu ernsten Erwägungen in den regie­renden und gesetzgebenden Kreisen des Königreiches. In den letzten Tagen wurde es als unumgänglich befunden, eine Regentschaft einrreten zu lassen, welche die Leitung sowohl der allgemeinen Ange­legenheiten des Landes wie der privaten des Königs wahrnähme. Hiervon scheint der König so empfind­lich berührt worden zu fein, daß er der ihm auf- erlegteu Beschränkung einen verzweifelten Entschluß vorzog. War schon bei der Einsetzung der Regent­schaft die Verschiebung der auf den 8. bis 10. Juli