Heft 
(1.1.2019) 09
Seite
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Julius Sturm. Llfenleben.

im Lichte wandeln, decken Johannisrosen über den Sarkophag und bewahren ein grünendes Gedenken dem Träger eines erlauchten Namens, dem Fürsten mit dem Herzen voll deutscher Gesinnung.

Die Tragik eines griechischen oder shakespeari- schen Trauerspiels hat sich am Lebensende des Königs Ludwig vollzogen und der Abschluß dieses Dramas hat eines wunderbaren Schlußeffectes nicht entbehrt. Der gewaltige Leichenzug, dem auch der deutsche Kronprinz beiwohnte, zog bei gutem Wet­ter durch die menschenübersüllten Straßen der Hauptstadt; als der Leichenwagen vor der Kirchen­

thür angelangt war, standen plötzlich Gewitterwolken am Himmel und nach geschehener Beisetzung, als die Fürsten und Würdenträger sich eben entfernt hatten, erkrachte ein fürchterlicher Donnerschlag über München, der Blitz hatte das Dach der St. Mi­chaelskirche gestreift und den Blitzableiter zertrüm­mert, gleich darauf zertheilten sich die Wolken und ein klarer Himmel lachte über der Hauptstadt.

Tief bewegt stehen wir vor der Allmacht des Höchsten, und die erregten Gemüther der Stadt sind nun ruhig und ergebungsvoll.

Llfenleben.

ie Elfen wohnen In Blmnenkronen Und öffnet die Häuslein der Sonne Strahl, Dann fliegen fle über Berg und Thal.

Weicht Tagesfchwüle Der Mendkühle,

Dann flüchtet das lustige, leichte Geflnd Ermüdet in seine Häuslein geschwind.

Doch welkt dir Blüthe,

Dann im Gemüthe

Fühlt sich das Elfchen von Schauern durchbebk, Und stirbt mit der Blume, mit der es gelebt.

Julius Sturm.