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Allgemeine Rundschau.
Mittheilung, daß unten im Hofe eine Klafter Holz für ihn abgeladen und dabei ein Brief übergeben worden sei. Und was fand der Student in dem schleunigst geöffneten Umschlag? Eine Zehnguldennote und ein Blatt Papier, auf dem geschrieben stand: „Zum Macherlohn — von König Ludwig dem Knicker." s.-in.
Hausfrieden. Haben Sie, liebe Freundin, je eine süße, bezaubernde Melodie gehört, die all' Ihr Denken und Fühlen, Ihre ganze Gemüthswelt mit echtem Wonnegefühl durchglühte? Nicht wahr, Sie schlossen die schönen Augen, um ungestört durch äußere Eindrücke sich dem Zauber jener magischen Kraft hinzugeben, die Sie die Welt mit ihren Gebrechen und Fehlern, ihren Leiden und Enttäuschungen vergessen ließ? Jener Zauberaccord, Freundin, der eine so wunderbare Wirkung auf Sie ausübte, Sie vernehmen ihn oft, öfter als Sie ver- muthen; was die Sphärenmusik den himmlischen Regionen, das ist der süße Wohlklang, in welchem gleichfuhlende, gleichstrebende Herzen sich zu gemeinschaftlichem Wirken für's Leben einen, unserem irdischen Dasein. Wie jedes Instrument gestimmt sein will, soll kein Mißton das Ohr berühren, so haben wir Menschen auch, die wir volle Harmonie in unser Dasein bringen wollen, unser Innenleben zu prüfen, daß die Aceorde rein ineinander- klingen. Da sagt dann wohl der Bolksmund: „Der Engel des Friedens geht durch das Haus!" O, daß es uns immer vergönnt wäre, ihn an dessen Schwelle zu bannen, daß in seinen Räumen jene echte Sphärenmusik erklänge, die zu allem Guten und Edlen begeistert. Ich fühle Ihren Blick, werthe Freundin, fragend auf mich geheftet. „Ist es denn gar so schwer," meinen Sie, „sein Haus zur Stätte des Friedens zu machen?" — Blicken Sie hinaus aus das bewegte Meer des Lebens! Wie das brandet und schäumt, aus- und niederwogt — ein ewiger ermüdender Kampf! Glücklich wer aus dein Kampf mit den Lebensmächten heimkehrend, ein ruhiges, trautes Asyl findet, ein Heim, in dem Liebe und Eintracht als gute Genien wachen, ein Heim, dessen Thür Zwist und Hader nie überschritten haben, ein Heim, in dem „echter Hausfrieden" heimisch ist! Hausfrieden! Nicht wahr, das Wort scheint Ihnen, die Sie noch im Liebesrausch der Flitterwochen schwelgen, fast prosaisch und Sie staunen vielleicht, daß ich es wage, ihm einen so hohen poetischen Werth beizulegen?" Glauben Sie, ich sehe das Leben, wie es ist! — Zwischen dem „himmelhoch jauchzend" und dem „zu Tode betrübt" ist eine unendlich breite Heerstraße, auf der Millionen Menschen ihres Weges wandeln. Theils sind sie mit Glücksgütern gesegnet, theils kämpfen sie mit den schlimmsten aller Sorgen, mit den Sorgen um's tägliche Brod; und doch sind diese Aermsten oft reicher als die in Glück und Neberfluß Schwelgenden; — die trockene Brodrinde mundet ihnen besser, als Jenen ihr lukullisches Mahl! Warum? Friede und Einigkeit wohnt in ihren Herzen, der süße Friede des Hauses, der jede Noth erleichtert, jede Freude verdoppelt! „Wieso aber?" höre ich Sie fragen, „flieht jener Genius so manche Schwelle?" Da stehen wir, meine Liebe, vor einem der wichtigsten Lebensräthsel. Es giebt begabte, hochgebildete, gefühlvolle Menschen, Menschen, die das Bedürfniß glücklich zu sein und glücklich zu machen in sich fühlen und ihm nachstreben — und die sich doch nicht das einfache Glück, den Frieden des Hauses sichern können. Gar unendlich viel Ruhe, Ueberlegnng, Menschenkenntnis; sind nöthig, um in gegebenen Verhältnissen, die oft der eigenen Natur und Sinnesrichtung ganz entgegengesetzt sind, heimisch zu werden. Es giebt Charaktere, die es absolut nicht über sich gewinnen können, sich zu accommodiren; wer mit ihnen eine Straße gehen will oder soll, muß entweder seine Individualität aufgeben oder sich auf einen auf
reibenden Kampf gefaßt machen. Beobachten Sie, meine Liebe, wie oft Gott Amor zwei so entgegengesetzte Naturen zusammenführt! Da wiegt man sich wohl mit dem geflügelten Dichterwort: „Wo das Strenge mit dem Zarten" re. in beruhigende Zukunftsträume ein, doch mit den Flitterwochen schwinden auch diese nur zu oft. Zuerst eine kleine Meinungsverschiedenheit, dann ein Wortwechsel, endlich ein Wortgefecht, in dem Beleidigungen und Kränkungen wie giftige Pfeile hin und wieder fliegen. O wie spitz sind diese Pfeile! Wie verwunden sie tief, ja oft tödtlich! Mir sagte einst Berthold Auerbach: „Man hüte sich im ehelichen Leben vor dem ersten harten Wort! Ist dies einmal den Lippen entflohen, wer will die nachfolgenden im Laufe der Jahre zählen? Diese unbedachten, im Zorne gesprochenen Worte sind oft die tödtlichsten Feinde des Hausfriedens." Sie, liebe Freundin, mögen es heute noch bei Ihrem jungen Eheglück für schier unmöglich halten, daß überhaupt jemals ein Zorneswort den Lippen entschlüpfen könne. Wer aber erwägt all' jene Vorkommnisse, die in der Zeiten Hintergründe schlummern? Schön und recht ist es, namentlich für die Frau, sich zu accommodiren, nachzugebeu, zu beschwichtigen, doch — leider giebt es Verhältnisse, in denen selbst ein Engel Geduld und Ruhe verlieren könnte. Nicht immer ziemt der Frau sanfte Nachgiebigkeit; „um des lieben Hausfriedens willen" jedes Opfer bringen läßt nur zu oft auf Schwäche schließen. Der Frau ziemt es, sieht sie ihre Zukunft gefährdet, ihre Familienehre bedroht, sich unwürdigen Zumuthungen zu widersetzen; ein kurzerKampf ist besser als eine lebenslängliche Knechtschaft; oft ist der Kampf, der die Meinungen klärte, auch zugleich der Ueber- gang zuni dauernden Frieden. Glauben Sie es, werthe Leserin, jedes stetige, bleibende Glück will durch irgend einen Läuterungsproceß erst gewonnen, erkauft werden. Wie Gewitter die Luft reinigen, so klären jene Wolken, die zeitweise den echten, sonnigen Hausfrieden verjagen, die Atmosphäre, in der wirkliches Eheglück gedeihen soll. — Schauen Sie um sich von der Hütte zum Thron! Ohne Kampf kein dauernder Friede! Die Alten opferten auf den Altären des Hauses den Friedensgöttern; ein sinniger, schöner Brauch! Thun wir desgleichen! Opfern wir jede Selbstsucht, jedes eigenwillige Streben! Verbannen wir Neid und Mißgunst aus unseren Herzen, lassen wir einziehen Opferfreudigkeit, Nachsicht, Liebe! Seieu wir versöhnlich und einsichtsvoll, damit ein reiner, Heller belebender Ton unser Haus durchdringe, der Ton des Friedens, des leider nur zu oft unterschätzten, doch alte Zeit zu wahrem Glück unentbehrlichen Hausfriedens. M. de L.
Die Palmen im Zimmer. Die Palmen sind baumartige, zuweilen auch strauchartige, selbst kletternde Gewächse mit einfachem Stamm ohne Neste (mit Ausnahme der HFpImolia, die sogen. Gabeläste entwickelt), deren Blätter, gewöhnlich Wedel genannt, sich stets am Ende des Stocks entwickeln, indem sich aus der Mitte einer großen Gipfelknospe fortwährend die jungen Herztriebe herausschieben und endlich eine mächtige Blattkrvne bilden. Zwischen den Wedelstielen kommen die verästelten rispigen Blüthen- und Fruchtstände aus einer großen lederartigen oder holzigen kahnförmigen Blüthenscheide hervor, meist nur gering an Größe, aber an Zahl oft sehr- groß. Eine Dattelpalme hat gewöhnlich 12,000 männliche Blüthen und A. von Humboldt berechnete an einem Stamme der schwarzkernigen Oelpalme Liners nrelnnoeooen Onertir. 600,000 Blüthen.
Die Palmen gehören wildwachsend, mit Ausnahme von 40 Arten, den Tropen an; sie gehen nicht weit über die Wendekreise in den beiden tropischen und subtropischen Zonen hinaus, ungefähr bis zum 44 .° nördlicher und 35 .° südlicher Breite. Die Hälfte der vorhandenen, etwa 1000 Palmen-