Allgemeine Rundschau.
429
arten kommt in Amerika vor, die andere Hälfte gehört der alten Welt an, aber nur eine Art, die Zwergpalme OtmmLtzrops Uurailis 4,., ist auch in Südenropa einheimisch, und die Dattelpalme wird hier auch des Nutzens halber angebaut; zahlreiche der härteren Arten zieren auch die Gärten Italiens, Südfrankreichs u. a. — Die meisten Palmen finden sich in der Ebene der Tropenzone mit einer mittleren Temperatur von -j- 21—24° L.; doch kommen auch in den Anden noch mehrere Palmen vor, besonders die Anden-Wachspalme Gerox^lon nnciioola Ulumb. in einer Höhe von 2500—3000 Meter über dem Meere, wo die mittlere Temperatur kaum 11° U. beträgt. — Ueberall geben die Palmen, welche Linnä die Fürsten des Pflanzenreichs nennt, wegen ihrer majestätischen Gestalt dem Bilde der Landschaft ein eigenthümliches Gepräge. Sie wachsen nur selten in größeren reinen Beständen; ineist stehen sie einzeln oder mehrere zusammen in kleinen Gruppen, welche die nur niedrige Pflanzenwelt der Ebenen, Küsten und Flußufer unterbrechen, oder sie wachsen in den Wäldern mit arideren Bäumen untermischt.
Die Palmen gehören für die Bewohner der Tropen zu den nützlichsten Pflanzen, wo sie Millionen vor: Menschen und Thieren ernähren. Namentlich härrgt das Leber: z. B. der Bewohner der Südsee-Inseln von der Kokospalme «Ooeo8 nneitern Ich und das der Guaraumen, am Orinoko in Brasilien, hauptsächlich von der Wein- oder Moritzpalme iAnnritia vinitara Nart. ab,*) deren Inneres schwammartig weich ist und eine Art Sago liefert, welcher irr Scheiben geschnitten und wie Brot gegessen wird; auch das Fleisch und der Kern der Früchte von der Größe des Hühnereies werden gegessen; der Saft der unentwickelten Blüthenscheiden liefert den süßen, betäubenden Palmenwein; die Oberhaut der Blätter giebt vortreffliche Schnüre und Netze und der äußere Theil des Stammes dient zu Brettern. Ans den Blattstielen machen sich die Einwohner Hängematten, spannen sie von Stamm zu Stamm und leben auf ihnen und von den Bäumen während der Regenzeit und während das Land vom Strome überschwemmt ist. — Aehnlich wie die Moritzpalme werden auch andere Arten ausgenutzt, diese in der einen, jene in der andern Weise, wobei noch die allgemein gebräuchliche Benutzung der Blätter für das Dach von Hütten der Bewohner Beachtung verdient.
Als Zimmerpflanzen sind die Pflanzen erst seit verhältnißmäßig kurzer Zeit bekannt, erfreuen sich aber jetzt allgemeiner Beliebtheit, weil ihr Gedeihen bei nur einiger Sorgfalt in der Pflege dem Pflanzenfreunde durchaus keine «Schwierigkeit bereitet.
Die natürlichste, ja fast einzig mögliche Fortpflan- zungsweise ist bei den Palmei: (nicht Zapfenpalmen oder Zykadeen) die durch Samen, der, aus den: Heimathlande direct eingeführt, an: besten in: Winter ir: Samen-Schalen mit Sägespänen von Kiefernholz oder mit Kvkosnußfaser- Abfall gesäet und in eine Temperatur von -j- 20—25° U. gestellt wird; er bleibt in diesem seinem erste:: Gefäß, bis er das erste, selbst zweite Blatt (außer den: Samenblatt) gebildet hat, die stets einfach und mit Nerven versehe,: sind, die gegen die Spitze hin zusammenlaufen; erst später erscheinen die zusammengesetzten «der Fiederpalmen) oder- gespaltenen Blätter der Fächerpalmer:. Bei den jungen Pflanzen darf der Samenkern, der mit den: Keimblatt und Stengel in die Höhe geht, nicht eher entfernt werden, als bis das Glied, welches ihn mit der Pflanze verbindet, vertrocknet ist; eine vorzeitige Entfernung desselben hat noch immer die Pflanze verunstaltet oder ganz verdorben. Beim Aussäen legt man gewöhnlich mehrere Körner ir:
') Vergl. „Lemiis' Synopsis der Pflanzenkunde von Pros. vr. A. B. Frank. III. Aufl. Hannoverz,1885. Hahn'sche Buchhandlung.
eine Samenschale; doch wolle man nicht mit Sicherheit auf die Keimkraft jedes Samenkorns rechnen, denn die Samen werden gewöhnlich im Baterlande, aber nicht immer unzweifelhaft reif geerntet; außerdem geht ihre Keimkraft oft durch schlechte Verpackung und eine lange Reise verloren. Es empfiehlt sich deshalb der Ankauf junger Pflanzen, die z. B. bei Haage L Schmidt ir: Erfurt in großer Auswahl und billig zu haben sind.
Beim Verpflanzen gebe man den Palmen nur mäßig große Töpfe von gewöhnlicher Höhe, deren Boden man mit Tvpfscherben oder kleinen Ziegelstücken und diese mit Moos belegt, und darauf eine Erdmischung von halbverfaultem Laub, gut verrotteter Mistbeeterde, Sand und ein wenig Ofenruß, auch einige kleine Stücken von Holzkohle, besser noch von Mauerziegeln, welche die Erde locker und gleichmäßig feucht Halter: und von der: Wurzeln gern ausgesucht werden. Vor: letzteren schneide man die verfaulten oder sonst beschädigten vorsichtig heraus, lasse aber die anderen durchaus unberührt. — Das Verpflanzen kann, außer im Winter, zu jeder Zeit geschehen.
Das Gedeihen nicht ganz junger Palmen wird ganz besonders gefördert, wenn man zur Zeit des lebhaftester: Wachsthurns der: Wurzelhals, der sich gewöhnlich über den Erdboden erhebt, und die dam: sichtbaren Wurzeln mit einem Kranz vor: frischem Kuhmist mir Erde umgiebt und diesen mit Sumpfmoos bedeckt. — In: Sommer, ganz besonders aber während des Wachsthurns, gieße man oft, reichlich und immer durchdringend, irr: Winter weniger, aber niemals eher, als bis die Oberfläche des Bodens trocken geworden und stets mit überschlagenem Wasser, das wenigstens die Temperatur des Raumes haben muß, in dem die Pflanze steht. Während des Sommers kann man die aus den subtropischen Ländern stammenden Palmen in: Freien aufstellen, an: besten im Halbschatten getrennt stehender Bäume und gruppweise, besonders schöne Exemplare anch einzeln, kleinere Pflanzen auf dem Balkon, wo sie gegen die Mittagssonne geschützt werden können. — Im Zimmer giebt man den Palmen einen möglichst isolirten, zwischen anderen Pflanzen einen erhöhten Standort; das Gaslicht und die Ausdünstung des Leuchtgases vertragen sie besser als die meisten anderen Pflanzen.
Die Spitzen der Blätter werden leicht trocken und müssen dann immer abgeschnitten werden. Den Staub sollte man immer mit einem weichen Schwamm oder wollenen Lappen abwischen, auch wohl abivaschen und etwaiges Ungeziefer, z. B. Blattläuse, durch Ueberstreuen mit persischen: Insektenpulver, Schildläuse durch Abschaben vertilgen, wonach man die Blätter mit Seifenwasser reinigt. Ein gutes Mittel gegen das Ungeziefer auf Zimmer- und Gewächshauspflanzen ist der Dampf aus in Wasser kochenden Tabaksblättern, den man in geschlossenem Raume einige Stunden auf sie einwirken läßt.
Eine der schönsten Palmen ist ^.ttalau eoniiüa Nnrt., die Piassava-Palme aus Brasilien, die wie andere Arten der Gattung die aus den Stielen abgefallener Wedel entstandenen Fasern für sehr haltbare (Piassava-) Besen, auch für Kanonenwischcr liefert. Die harten Fruchtschalen werden zu feinen Drechslerarbeiten benutzt. Der mit einer Krone feingefiederter, 5—6 Meter langer Wedel besetzte, bis 5—6 Meter hohe Stamm macht einen höchst eleganten Eindruck, doch gedeiht sie nur in: warmen Wohnzimmer, besser noch im warmen Gewächshause.
Dagegen gehören folgende Arten zu den härtesten und schönsten Ärten für die Zimmercultur: lüvwtonn oüinansis Nart. (Imtnnia dorbonien Hin.) und australis Nnrt. (Oor^püa arwtralis UoU. Lr.), die chinesische und australische Schirmpalme mit runden fächerartigen, durch lange Stiele getragenen Blättern; Obinermis stammt von der Insel Bourbon, ^.nstralis von Neuholland.