Heft 
(1.1.2019) 10
Seite
445
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Ferdinand Hey'l-Wiesbaden.

Mit Original-Illustrationen, nach der Natur gezeichnet von F. Kallrnorgen.

Fürstenthum Birkenseld, dieser oldenburgi- scheu Enclave im preußischen Reiche, zwischen dem Hoch- und Jdarwald entspringt derNava rascher Strom", und zwar bei Selbach im Wald- districte Hommerich auf oldenbnrgischem Besitz. Von allen Seitenthttlern des Rheines ist gerade das Ufer­gelände der Nahe am wenigsten bewandert und dies mit Unrecht.

Wenn auch die nähere Umgegend von Creuz- nach durch den Curver- kehr in den letzten Jahr­zehnten gar vielen Be­suchern erschlossen wor­den ist, wenn auch die Ebernburg jene Herberge der Gerech­tigkeit", wie sie durch den Aufenthalt Sickin- gen's und Ulrich's von Hutten genannt wurde Tausende von Be­suchern im Jahre an­zieht und durch das demnächst dahier zu er­richtende Hutten-Sickin- gen-Denkmal noch mehr anziehen wird, so wurde doch bisher die mittlere und obere Landschaft der Nahe weit weniger besucht. Und doch glänzt in der Krone der land-

Wie die felsige Mass' aufragt, und zürnend Rollt in die Tiefen der Nava Strom, indeh hier Reger Fleiß die fo werthen Steine glättet!

Doch die Wellen, sie treiben fort durch dunkeln Wald, an trotzender Burg hinab, und treten Jetzt in's freundliche Thal, mit Blumenwiesen Schön geschmückt und mit Rebenhöh'n, die Bacchus Sich vor vielen erkor auch Städte, hegend Alterthümlichen Ruhm, begrüßt ihr Lauf, und Eilt zum mächtigen Rheine .. .."

Altes Gedicht.

schastlichen Schönheiten der Naheufer: das eigen­artig gelegene Städtchen Oberstem nicht am min­desten. Alle Punkte an der Nahe sind eines Be­suches reichlich werth, aber sie ermangeln des großen Touristenstromes, den sie verdienen, zum Schaden der Reisewelt. Der flüchtig Reisende meint genug

gethan zu haben, wenn er Oberstein vom Bahn­hofe aus gesehen, weil die Reisebücher ihm sagen: daß die Aussicht von da ans das Städt­chen hinab am schönsten sei; im Grunde ist sie von da aus nur am bequemsten. Es ist lei­der ein vielverbreiteter Jrrthum auch bezüglich des Rheines, daß der Reisende, den durch die Wellen des Stromes ein schmucker Dampfer getragen, in der Regel glaubt, er habe den Rhein nun gesehen, er kenne ihn nunmehr ausreichend. Daheim klingt dann die Schilde­rung so bestimmt, als könne der Strom außer einer Rheinfahrt im Dampfboot Neues fast nicht bieten. Und doch entfaltet gerade der

Straße in Oberstem. (Gefangenen-Thurm.)

LEW

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