Ferdinand Hey'l-Wiesbaden.
Mit Original-Illustrationen, nach der Natur gezeichnet von F. Kallrnorgen.
Fürstenthum Birkenseld, dieser oldenburgi- scheu Enclave im preußischen Reiche, zwischen dem Hoch- und Jdarwald entspringt der „Nava rascher Strom", und zwar bei Selbach im Wald- districte Hommerich auf oldenbnrgischem Besitz. Von allen Seitenthttlern des Rheines ist gerade das Ufergelände der Nahe am wenigsten bewandert und dies mit Unrecht.
Wenn auch die nähere Umgegend von Creuz- nach durch den Curver- kehr in den letzten Jahrzehnten gar vielen Besuchern erschlossen worden ist, wenn auch die Ebernburg — jene „Herberge der Gerechtigkeit", wie sie durch den Aufenthalt Sickin- gen's und Ulrich's von Hutten genannt wurde — Tausende von Besuchern im Jahre anzieht und durch das demnächst dahier zu errichtende Hutten-Sickin- gen-Denkmal noch mehr anziehen wird, so wurde doch bisher die mittlere und obere Landschaft der Nahe weit weniger besucht. Und doch glänzt in der Krone der land-
„Wie die felsige Mass' aufragt, und zürnend Rollt in die Tiefen der Nava Strom, indeh hier Reger Fleiß die fo werthen Steine glättet!
Doch die Wellen, sie treiben fort durch dunkeln Wald, an trotzender Burg hinab, und treten Jetzt in's freundliche Thal, mit Blumenwiesen Schön geschmückt und mit Rebenhöh'n, die Bacchus Sich vor vielen erkor — auch Städte, hegend Alterthümlichen Ruhm, begrüßt ihr Lauf, und Eilt zum mächtigen Rheine .. .."
Altes Gedicht.
schastlichen Schönheiten der Naheufer: das eigenartig gelegene Städtchen Oberstem nicht am mindesten. Alle Punkte an der Nahe sind eines Besuches reichlich werth, aber sie ermangeln des großen Touristenstromes, den sie verdienen, zum Schaden der Reisewelt. Der flüchtig Reisende meint genug
gethan zu haben, wenn er Oberstein vom Bahnhofe aus gesehen, weil — die Reisebücher ihm sagen: daß die Aussicht von da ans das Städtchen hinab am schönsten sei; im Grunde ist sie von da aus nur am bequemsten. Es ist leider ein vielverbreiteter Jrrthum auch bezüglich des Rheines, daß der Reisende, den durch die Wellen des Stromes ein schmucker Dampfer getragen, in der Regel glaubt, er habe den Rhein nun gesehen, er kenne ihn nunmehr ausreichend. Daheim klingt dann die Schilderung so bestimmt, als könne der Strom außer einer Rheinfahrt im Dampfboot Neues fast nicht bieten. Und doch entfaltet gerade der
Straße in Oberstem. (Gefangenen-Thurm.)
LEW
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