Heft 
(1.1.2019) 10
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Im Nahethal bei Oberstem.

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schaurig und einsam, als der dunkelgrüne Nachbar, von dem herab die Wildenburg hinunter in's Thal­gelände grüßt. Darin aber stimmen alle Beschauer überein, daß die ganze Landschaft von Oberstem eigenartig, daß das Städtchen selbst einzig genannt werden darf. Denn über der sonderbaren Felsen­kirche, die wie in den Bergfels eingeklemmt er­scheint, thronen die Trümmer der alten Burg und über diesen noch höher durch eine Thal­senkung geschieden, das sogenannte neue Schloß, welches durch eine Fenersbrunst vor etwa 60 Jah­ren zerstört worden ist.

Oberstein als Sitz erwählte und sich als Herr von Dhaun und Oberstem erklärte. 1598 kam Ober­stem an die Falkensteiner vom Donnersberge, und als auch diese Linie erlosch, verfiel seit 1669 die alte Burg gänzlich. In dem Jahre 1765 kam Oberstem, nachdem es die Herren von Leiningen- Dachsburg und die Grafen von Limburg-Styrum besessen, in den Besitz des Knrstuhls Trier und bildete eines der 52 Aemter des Kurfürstenthums; das Amt gehörte znm oberen Erzstifte. 1801, während der Revolutionszeit, zählte das Städtchen zum Saardepartement, kam 1814 unter das General-

ObersNin.

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Die Stadt trägt ihren Namen von demobe­ren Stein", der Burg über der Felscapelle, welche zur Unterscheidung vom Wartenstein, Stein vom Caltenfels, Martinstein, dem Stein bei Münster, demunteren" Stein (Rheingrafenstein), so genannt wurde. Schon um 1075 wird die Burg urkund­lich erwähnt, und 1194 ward die sogenannte neue Burg (das neue Schloß) über der alten von Wer­ner und Eberhard von Oberstein errichtet. Die Erbauer theilten sich in den Besitz der beiden Vesten, aber Eberhard starb und sein Besitz fiel 1270 an Wyrich III. von Dhaun, der nunmehr

Gouvernement vomMittelrhein" und 1816 an die preußische Regierung, um 1817 dem Olden- burgischen Fürstenthum Birkenfeld zugetheilt zu werden. Und so mag es dem Reisenden verwun­derlich und doch erklärlich erscheinen, wenn er Abends in der Post zu Oberstein, oder in dem freundlichen Casino des Ortes, inmitten des zum Theil recht rheinisch klingenden Dialektes, Gruppen in dem naturwüchsigen Dialecte Fritz Renter's plau­dern hört. Es sind die Beamten des Fürsten­thums, welche die nordische Heimath nicht verleugnen können.