Jin Nahethal bei Oberstem.
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hervortreten, aus Unscheinbarem wird man den werdenden Schmuck hervorleuchten sehen.
Eine Reise ist das freundliche Stück Erde, sind Oberstein und Idar wohl werth. Eine kurze Wanderung führt von Oberstein, welches nur eine Hauptstraße besitzt, am linken Ufer der Nahe all die Mündung der Idar und durcksis anheimelnde Jdarthal und am Ziel der Wanderung, in Idar selbst, findet der Beschauer in einer seit etwa fünfzehn Jahren errichteten Gewerbehalle eine reiche Ausstellung der mannigfachsten Achate und Gesteine und aller Gegenstände, welche Kunst und Fleiß aus diesem Material und Obersteiner Gold zu schassen vermögen.
Uild wer höher hinaus wandern kann, um einen
Idar.
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wohl kaum, als jenes des Obersteiner und Jdarer Schleifers.
Hart und spröd ist das Gestein, mühsam wird der Druck der Krystalle auf die durch Wasser getriebenen Schleifsteine mit Hand und Körperkraft ausgeübt, Brust und Füße werden fest angestemmt und nicht alle Schleifer arbeiten sitzend, wie uns unser Bild dies zeigt. Bis auf die neueste Zeit wurden viele der Steine auf dem Bauche liegend, gegen die rotirenden runden und harten Steine der Schleife gedrückt und stunden- und tagelang verharrte der Arbeiter in dieser Lage, feucht werdend von dem spritzenden Gewässer des treibenden Baches, triefend von sauerem Schweiße in Folge der körperlichen Anstrengung. Dafür erhielt aber auch mancher
tüchtige Arbeiter, bis zu drei Thalern Lohn für den Tag. Diese gute Zeit ist vorüber, ebenso wie jene für eine andere Industrie des Thales, für die Anfertigung von Papierdosen, welche hier eine Zeitlang im Schwünge war. Maschinelle Vorrichtungen haben das Arbeiten ans dem Bauche liegend allerdings mehr und mehr verringert, aber auch den Lohn wesentlich herabgedrückt.
Wer indessen das freundliche Jdarthal durchwandert, der säume nicht in eine Schleiferei ein- zntreten. Der Fremdling ist überall willkommen. Nicht ohne das höchste Interesse wird man die Thätigkeit der geschickten Leute verfolgen und aus dem trüben Gestein sieht man staunend den Glanz
Blick auf die Berge und Niederungen der Nahegegend zu werfen, der scheue die Mühe nicht. Liegt doch da droben, 700 Meter hoch, am Fuße der dunkelbewaldeten Kuppel der Wildenbnrg, ein freundliches Försterhaus als der höchste bewohnte Punkt der ganzen Nheinprovinz, streift doch dort droben der Blick bis hinüber zu den Höhen des Oden- wakdes:
„Wer hier einst hingedämmert gold'ne Tage,
Den läßt ihr ewig junger Reiz nicht los;
Dem Rheine fern, erhebt er stille Klage,
Und wenn er kann, so kehrt er in den Schooß Von diesen Thälern, Aün, Weingärten, Klippen Zn theilen frischer Menschen frohes Loos!" —
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