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^V^on dem an Bergtonristen imd Sommerfrisch- lern überfüllten Partenkirchen wanderten wir über Garmisch und Oberau in das nach Ober- ammergan führende Thal, wo das altehrwürdige Kloster Ettal uns im Bräustübl der 5stlosterbrauerei den gastlichen Trunk credenzte. Wenn man von hier aus längs des rauschenden Ammer gehend, und Ammergau rechts liegen lassend, in das liebliche Graswangthal einlenkt, gelangt mail an das IA /2 Stunden entfernte Märchenschloß Linderhof, mit seinen prachtvollen Terrassen, um Angesichts des höchsten der Berge im deutschen Reich, der imposanten, schneebedeckten Zugspitze, munter fürbas zu wandern, bis man am Fuße des Säuling an jenem bekannten, „die Jugend" benannten Aussichtspunkt Halt macht. Von hier aus sieht man in wahrhaft paradiesischer Lage das auf bewaldetem Felskopf gelegene Schloß Hohenschwangau, umgeben vom Schwan- und Alpsee, umrahmt von Wäldern und tiefen Schluchten, eine lieblich romantische Ritterburg, die auch Karl Gutzkow in einem mehrbändigen Roman behandelt. Einst ein Römercastell, dann eine Ritterburg, wurde sie 1809 von den Tyro- lern verwüstet und vom König Max II. später wieder aufgebaut. Von ihm und seiner Familie lange Jahre bewohnt, liegt sie jetzt verlassen da, und den Wanderer überkommt nach den jüngsten Schreckenstagen ein stilles Grauen, wenn er auf diesen tiesschattigen Waldeswegeu seine Schritte dem Schlosse näher lenkt. Sinnreich und poesievoll haben die Meister Schwind und Schwanthaler hier znsammengewirkt, um ans Schritt und Tritt mit jugeudsrischer Künstlerhand der Burg ein jungfräuliches und überaus freundliches Ansehen zu geben. Kein mürrischer Castellan, sondern ein biederes, gutmüthiges Bayerngesicht übernahm freundlich grüßend und dann erklärend die Führung. Gleich an der Einfahrt salntiren zwei Schwanthalersche Bannerträger mit dem bayerischen und Schwangauer Wappen, im Schloßhof sprudelt der Marienbrunnen sein krystallhelles Bergwasser, daun Winken uns allerlei launige Fresken, welche ans das Schalten und Walten einer Schloßküche Bezug haben, und
ein mächtiger Schwan versieht seine Dienste als Springbrunnen, während vier wasserspeiende bayerische Löwen, ebenfalls von Schwanthaler's Hand, eine mächtige Schale tragen, aus deren Innern der Strahl einer hohen Wasserfontäne emporsteigt, einige Schritte davon ein köstliches Marmvrbad, welches ans dem ursprünglichen Felsen herans- gearbeitet ist. Ein poetischer Gruß ladet den Wanderer ein, die Burg zu betreten, ein lustiger Vers über der Kellerthür gemahnt ihn au das, was dem echten Bayern willkommen ist, an einen guten und tiefen Trunk. Doch man vergißt der materiellen Bedürfnisse der Zunge und des Magens, sobald man diese stolzen, ritterlichen und doch eines ge- müthvollen und anheimelnden Zaubers nicht entbehrenden Gemächer betritt. Die prachtliebenden Wittelsbacher verbinden mit Medicäergüte den Sinn für häusliches und künstlerisches Behagen und lassen sich nicht durch steife und vornehme Kunst dieWohn- ränme beeinträchtigen. Liebliche Märchen und Sagen, Bilder holder Minne und mittelalterlichen Frauenlebens bedecken die Wände in poesievoller Form, wie sie dem Märcheneomponisten Moritz v. Schwind so recht ans der tiefsten Tiefe seines kindlichen Ge- mnthes kamen, und es ist keine Frage, daß diese freundlichen Märchen-Gestalten, diese Schwauenritter- sagen und Siegfriedthaten ans den prinzlichen Knaben Ludwig schon früh eine bestrickende Macht von den ul troseo bemalten Wänden der Hohenschwanganer Wohnräume herab ausübten. Die Schwanrittersage vom Lohengrin, die Wartburgminne und der Nibe- lunge Not, die hier schon in den frühsten Kinderjahren auf seine jugendliche Phantasie bildlich einwirkten, haben während seines ganzen späteren Lebens ein förmliches Gastrecht in allen seinen Schlössern, in allen Variationen und historischen Abzweigungen behalten. Als Tannhäuser und Lohengrin von Wagner ohne den Pomp von heute zuerst über die Münchener Bretter rauschten, war Ludwig noch ein Knabe, das Theater ihm noch eine verschlossene Welt; als er dieses Wunderbuch mit sieben Siegeln in seinen Jünglingsjahrcn lösen durfte, vibrirte sein ganzes Nervensystem, König