Möerheilßätim an Aool» und
sebaöearien.
Von
M. de Lidinsky.
^Mls Menschenfreunde — es ist kaum ein Jahrzehnt her — die Parate ausgaben: „Schafft
fest arrangirt, das seines Gleichen sucht. — Fürstin
Heilstätten für kranke Kinder!" da fragte man sich selbst in Kreisen der sonst Gutunterrichteten, ob denn derartige Institutionen nöthig seien; mit dem landesüblichen Jndifferentismns hatte man zeither übersehen, welche Summe von Kinderelend in den Miethskasernen großer Städte, in feuchten Kellerund heißen Dachwohnungen, in den schlecht venti- lirten Arbeitsstätten, die im engen Raum noch eine zahlreiche Familie beherbergen, aufgespeichert ist, daß auch die kranken Kinder der Armen ein Anrecht auf Luft und Licht haben, daß ihnen, sollen sie gesunden und zu nützlichen Mitgliedern der menschlichen Gesellschaft erstarken. Hülfe werden müsse. — Und sie ward ihnen in ungeahnt reicher Weise. Unsere modernen Samariterinnen, die man nicht ohne einen Anflug von Spottlust mit dein Ehrentitel „wohlthätige Frauen" beehrte, wirkten in Nord und Süd, in West und Ost um deir verkümmerten kleinen Menschenblüthen zu Wachsthum und kräftiger Entwickelung zu verhelfen.
In Deutschland stellte sich Kronprinzessin Vie- toria an die Spitze des Vereins für Ferieneolonien und Kinderheilstätten und dem edlen Beispiele der hohen Frau folgend, wetteiferte man in allen Kreisen in dem Streben, den armen kranken Kindern: nützlich zu sein.
In Wyk, Colberg, Zoppot, Groß-Müritz, Ress, namentlich aber in Norderney, entstanden wahre Prachtbauten, die Hunderten Aufnahme gewähren und nach den neuesten wissenschaftlichen Forschungen mit den Aufgeboten aller dem Zweck dienlichen Kunst eingerichtet, als Wahrzeichen unserer Zeit gelten können, die, obgleich als materialistisch verschrieen, dennoch eine ideale, echt Humanitären Bestrebungen geweihte ist.
In Oesterreich hat Erzherzogin Maria Theresia das Protectorat über den Verein zur Gründung von Seehospieen übernommen. Zum Besten des Vereins wurde Ende Mai ein großartiges Prater
Panline Metternich, die ein ans mehr als 800 Personen bestehendes Vergnügnngs-Comito um sich versammelte, war die Seele des Festes; ihr ist die Einnahme, die wohl mehr als 125,000 Gulden beträgt, zu danken. — Ganz Wien war bei dem Feste betheiligt, die Aristokratie und die lmnta tnmnoo bei dem über Erwarten glänzend ausgefallenen Blnmen-Corsv, das Volk bei den öffentlichen Spielen, die auf den Praterwiesen, wie in der Rotunde abgehalten wurden. Man bezifferte die am ersten Tage anwesenden Festtheilnehmer aufnahezu 800,000, die in die Corso-Allee einfahrenden Blumenwagen ans 3000. —
Das rührige Comita geht nun, da Geldmittel vorhanden, ernstlich daran an der österreichischen Seeküste die zum Bau von Kinderheilstätten geeigneten Orte ausfindig zu machen. In Grado am adriatischen Meere haben bereits in: Vorjahre 40 auf Kosten der Stadt dorthin gesandte Kinder Aufnahme gefunden; indeß, was ist die verschwindend kleine Zahl im Verhältnis; zu denen, die sich täglich in der: Kliniken melden und die, da Medikamente allein den armen, skrophulösen Kindern nicht helfen können, siech und elend bleiben! Professor Albert, ein Mann, der sich nicht nur als einer der ersten Kliniker sondern auch als einer der wärmsten Menschenfreunde bewährt, hat jüngst ein Bild entrollt, das die nicht sehen Wollenden zum Sehen zwang. Während andere Großstädte bereits 4—500 Kinder jährlich in Ferieneolonien und Heilstätten versorgten, wollte man in Wien die Thatsache, daß auch hier die Skrophulose unter den Kindern der Armen jährlich zahllose Opfer fordert, leugnen. — Da trat Professor Albert hervor und erzählte von dein herzbrechenden Elend, das sich Tag für Tag in seiner Klinik abspielt, von den hülflosen Müttern, die von weit und breit mit ihren siechen, an Geschwüren und eiternden Wunden leidenden Kindern herbeikommen und die da, wenn man ihnen sagt: „Gebt Euren Kindern Luft und