Heft 
(1.1.2019) 11
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Allgemeine Rundschau.

Bezug auf lichtvolle Anordnung der reichen Composition als ein historisches Meisterbildwerk gelten. Den Gegenstand der Darstellung bildet dieApotheose des Kaisers Augustus", dessen ganze Familie uns vorgeführt wird, die Verstorbenen im Himmel, die Lebenden um Tiberius gruppirt. In der oberen Abtheilung schwingt sich der lorbeer-bekränzte Augustus im Gewände der Heroen auf dem von Amor geleiteten Götterpferde zum Himmel empor, wo ihn einer der Ahnen der Familie freudevoll empfängt und ihm die Weltkugel als Zeichen der unumschränkten Macht darbietet, lieber dem Letzteren thront in oberpriesterlicher Hoheit Julius Cäsar, °das Haupt mit einer Strahlenkrone um­geben, mit Drusus den Netteren den Ankömmling erwartend. Das Mittelstück zeigt die im Jahre 19 nach Chr. lebenden Familien-Mitglieder. Auf dem Throne sitzt der lorbeer­bekränzte Tiberius mit dem Seepter in der Hand. Hinter ihm und der ährenbekränzten Livia sind der jüngere Drusus, mit einer Trophäe in der Hand, und seine Ge­mahlin vor dem Throne dagegen Antonia mit ihrem Sohne Germanicus sichtbar, welcher Letztere mit der Hand grüßend seinen Helm berührt, während hinter ihm seine edle Gemahlin Agrippina die Aeltere mit ihrem Sohne Cajus, dem späteren Kaiser Caligula erscheint. Am Fuße des Thrones sieht man als allegorische Figur mit hoff­nungslos niedergebeugtem Haupte das besiegte Armenien, während germanische und orientalische Gefangene, Krieger, Greise und weinende Weiber mit ihren Säuglingen an die Siege des Germanicus und des jüngeren Drusus erinnern sollen. (I.

Ein Theaterzettel desFaust" als Volksschau­spiel in Hamburg, Montags, den 7. Juli 1738, von der Truppe der berühmten Neuberin-

Mit hoher Obrigkeitlicher Bewilligung Wird heute von den

Königl. Polnischen Churfürstl. Sächsischen und

Hochfürstl. Braunsw. Lüneb. Wolffenb. nunmehro auch

Hochfürstl. Schleßwig-Holsteinischen Hof-Comödianten

Ein deutsches Schauspiel vorgestellt werden, Genannt:

Das ruchlose Leben und erschreckliche Ende des Welt­bekannten Ertz-Zauberers >>. Johann Musts.

Dabey wird unter andern Vorkommen und zu sehen seyn:

Ein grosser Vorhvf an des Pluto unterirdischen Pal­laste an den Flüssen Lethe und Acheron. Auf dem Flusse kömmt Charon in seinem Schiffe gefahren, und zu ihm Pluto auf einem feurigen Drachen, welchem seine ganze unterirdische Hofstatt und Geister folgen.

v. Fausts Studirstube und Bücher-Kammer.

Ein annehmlicher Oberirdischer Geist singt unter einer sanften Musik folgende bewegliche Arie:

Fauste! was ist dein Beginnen? Ist dir denn die Lust zur Sünde Ach, was hast du doch gethan? Lieber als dein ewigs Wohl?

Bist du denn nun gar von Sinnen Machst du dich zum Höllen-Kinde Und gedenckest nicht daran Das doch in den Himmel soll?

Daß an statt der Freud, die Pein Ist dir der Verdammten Lohn. Und die Qvaal wird ewig seyn. Lieber als des Himmels Thron.

Kan dich den gar nichts bewegen?

Ach so schau den Himmel an,

Wenn er durch viel Tropfen Regen,

Dich nicht gnug erweichen kan!

Mach dadurch dein Herze weich,

Und erwehl das Himmelreich.

Ein Raabe kömmt aus der Luft und holet die Hand­schrift des IM Fausts.

Hans Wurst geräth ohugefehr über seines Herrn des D. Fausts Zauberey. Er muß stehen bleiben und kan nicht vom Platze gehen, bis er die Schuhe ausgezogen hat. Die Schuhe tautzen mit einander auf eine lustige Arth.

Ein fürwitziger Hof-Bedienter, welcher dem D. Faust verspottet, bekömmt sichtbarlich Hörner an der Stirne.

Ein Bauer handelt dem I). Faust ein Pferd ab, und so bald er es reitet, verwandelt sich das Pferd in ein Bündgen Heu. Der Bauer will den I). Faust darüber zu Rede stellen, Faust stellt sich als ob er schliefe; der Bauer zupft ihn und reist ihm ein Bein aus.

Halls Wurst will gerne viel Geld haben, ihn zu vergnügeil, läßt ihn Mephistopheles Gold regnen.

Die schöne Helena singt unter einer allgenehmen Musick eine dem I). Faust unangenehme Arie, weil sie ihm damit seinen Untergang ankündiget.

D. Faust nimmt von seinem bJuiulo Christoph Wagnern Abschied. Hans Wurst macht sich auch davon, und die Geister hohlen den I). Faust unter einem künstlich­spielenden Feuer-Wercke hinweg.

Der unterirrdische Pallast des Pluto zeiget sich uoch- mahls. Die Furien haben den I). Faust, und halten um ihn herum ein Ballet, weil sie ihn glücklich in ihr Reich gebracht haben.

Das übrige wird angenehmer zu sehen als hier zu lesen seyn.

Der Anfang ist um halb 5. Uhr, in dem sogenannten Opern-Hause auf dem Gänse-Marckt in Hamburg. Die Persoil giebt auf den ersten Rang-Logen 2 Marck, auf den andern Rang-Logen 1. Marck 8 Shill. Parterre 1 Marck und Gallerte oder auf dem letzten Platz 8 Shill.

Montags, den 7. Juli 1738.

Johann Neuber.

Vom Dichter derHochzeit des Figaro". Caron de Beaumarchais ward bekanntlich durch seine beiden elastischen KomödienDer Barbier von Sevilla" (1775) undDie Hochzeit des Figaro" (1784) zum beliebtesten Dichter seiner Zeit; insbesondere erregte das letztgenannte Lustspiel, worin alle Uebelstände, alle Vvrurtheile der ge­sellschaftlichen Verhältnisse mit kühner, ja verwegener Hand aus Licht gezogen und mit scharfer Satire gegeißelt wurden, ein ungeheures Aufsehen; man kann sogar sagen, daß dieses Stück nicht wenig zum Ausbruch der ersteil fran­zösischen Revolution beigetragen hat. Bei einer Aufführung desselben in Paris bezeugte ein Zuschauer sehr laut seinen Beifall.In der That", rief er aus,Beaumarchais hat außerordentlich viel Talent." Zufälligerweise befand sich der Dichter in einer Loge nebenan, so daß er den Ausruf hören konnte. Er sagte daher zu jenem Zuschauer:Das Wörtchen Herr hätte Ihnen doch wahrlich nicht den Mund zerrissen!" Sofort aber erhielt er zur Antwort:Was ich gesagt, widerrufe ich nicht. Ja, Beaumarchais hat viel Talent, Herr von Beaumarchais dagegen ist ein Hvch- muthsnarr!" Herr von Beaumarchais war nicht bloß hochmüthig, er war ein bösartiger Intrigant und arger Schwindler. So verfaßte er eine Schmähschrift gegen Marie Antoinette und unterdrückte sie nur, weil ihn der Polizeiminister Sartiues dafür bezahlte. Obendrein ver­suchte er der Maria Theresia dadurch Geld abzulocken, daß er einen Raubanfall erdichtete, welchen die Spießgesellen des angeblichen Verfassers jener Schmähschrift, eines Juden Augelucci, im Lichtenholzer Walde bei Nürnberg gegen ihn ausgeübt hätten. Die Pfiffigkeit Beaumarchais' schei­terte damals an der Schlauheit des alten Kaunitz, der den entlarvten Intriganten einstecken ließ, und nur Sartines' Dazwischentreten befreite Beaumarchais aus seinem Wiener Gefängnisse: der französische Polizeiminister wollte nicht