Heft 
(1.1.2019) 12
Seite
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A. von !Vinterfeld. Gustav.

Er machte eine Bewegung nach der Thür des Nebenzimmers, als diese sich öffnete und Dornblatt, den kleinen Gustav an der Hand, ihm entgegen­trat.

Schellenberg fuhr sich mit der Hand über die Stirn und rieb sich die Augen:

Doch nein! . . . nein! ... Du bist es!" rief er aus . . .antworte mir, Gustav, ob Du es wirklich bist!"

Ja, lieber Papa!" sagte das Kind mit klarer Stimme.

Schellenberg hielt sich an dem Tisch, um nicht zu fallen.

Dann kannst Du also nicht Gustav sein!" keuchte er. . .und wenn Du nicht Gustav bist, wer bist Du denn?"

Ich bin mein kleiner Bruder!" sagte das Kind unbefangen.

Da war es, als wenn ein Schleier sich höbe von dem lange umnachteten Geist des armen Kranken...

Ah! . . . jetzt verstehe ich . . . jetzt verstehe ich!" . . . rief er schluchzend . . . dann nahm er

Schiffbruch. Orignialzcichnmig von Th. Weber-Paris.

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Der Kranke sah ihn wieder mit jenem unheim­lichen Blick an. der immer das Mißtrauen begleitete.

Ja . . . aber . . . wie alt bist Du denn? . . . sage mir doch wie alt Du bist?"

Das Kind blickte erst zur Mama und daun zum Doctor empor.

Das war nicht vorhergesehen; die Frau zit­terte, aber der Arzt blieb ruhig. So oder so; nun mußte es zu Ende geführt werden.

Nun, mein Kind," ermuthigte er. . .sage doch dem Papa Dein Alter."

Vier Jahre!" kam es mit freundlichem Lächeln heraus.

das Kind in seine Arme und küßte es mit In­brunst aus Mund und Wangen.

Er weint," flüsterte der Arzt zur jungen Frau . . .er ist gerettet."

Aber der Andere," sagte Schellenberg weh- müthig, als er den Kleinen wieder heruntergesetzt... ich habe also doch nicht geträumt? ..."

Da nahm Marie seine beiden Hände und blickte ihn an mit den großen, feuchten Augen:

Gott hat ihn uns wiedergegeben, Arthur?"

Und Gott gab ihnen alles andere ebenfalls wieder, die Vernunft, den Trost und das stille Glück.