-i^A!
MAI
ULgEsine
au.
Die Brbranssiellung in Paris.
Bon
Clara Bitter.
Vorher.
Oooeonrs aiiivarLel cka liöttäs an Calais cka Nroeaclaro.
! 374 ttvttäs iiiZcrits!
Lrcuaiöra Nailailla da 1000 Craii68 au piu8 dkl autaut.
Diese Zeilen, fett gedruckt auf magentarothem Papier, fallen inirindie Augen, als ich vor einigen Tagen über die Boulevards gehe. Sofort stellt sichmeinerPhan- tasiedasConcert- podium im Trv- cadero dar, auf welchem etikettirt wie die Bilder im Salon, 374 angeputzte Bebe's rangirt siud, mit eiirem Hintergründe ehrgeiziger Mütter. Publikum davor die Bebe's austarrend mit bloßen Augen, Brillen, Kneifern, Operngläsern und Fernrohren der Troeadero hat mächtige Dimensionen. Ein Prachtbebe sehe ich mit einem Lvrbeerkrauz unter dröhnendem Applaus der Menge als schönstes Kind gekrönt ... 373 Mütter werden zu Hyänen, weil ihre Bebe's nicht den ersten Preis bekommen haben, den jede Mutter natürlich als legitimes Eigenthum ihres Bebe's betrachtete. Das Publikum, angesichts der bedrohten Lage des Siegers, erbietet sich, ihm eine Ehrenwache zu stellen. Antrag dankbar angenommen...
So etwa cvncipirte ich eine Bebeausstellung. Um zu vergleichen, wie sie sich zur Wirklichkeit verhielt, beschloß ich der Concurrenz beizuwohnen, die in einigen Tagen stattfindeu sollte.
Wo war der Sitz des Bebecomitee's?
8i6A'6 8oeial, Malaria Lsrpchra 15.
Sofort das Comitee ausgesucht, trotz vorgerückter Abendstunde. Es war nicht in Permanenz und nur noch durch ein sehr erschöpftes Mitglied vertreten. Dahingestreckt lag es auf einem Lehnstuhl mit halbgeschlossenen Äugen — es hatte eine achtstündige Belagerung der Mütter ausgehalten! Erkundigungen meinerseits schonend eingezogen; Zweck der Ausstellung in's Auge gefaßt — kleine Bro
schüre erhalten. Nach Lesung Phantasiebild complet zerstört ...
Nein — der Zweck des Unternehmens ist jedenfalls ein sehr menschenfreundlicher, sogar ein durchaus lobenswertster, der mit der Eitelkeit nichts zu schaffen hat. Aber gewiß kommt diese trotzdem mit in's Spiel und an geputzten kleinen Affen wird's nicht fehlen. Leider ist es ja eine alte Geschichte, daß man nichts, auch den edelsten Zweck nicht erreicht, wenn man die menschliche Schwachheit nicht in Mitleidenschaft zieht.
Ich cvpire das Programm nicht — es ist etwas lang. Mir scheint der Zweck des Unternehmens darin zu gipfeln — obwohl es sich ganz anderer Ausdrücke bedient — endlich auch den Unmündigen und Säuglingen der vornehmsten Thierklasse eine Wohlthat angedeihen zu lassen, welcher sich selbst die geringste längst schon rühmen konnte: einen Schutzverein.
Die Veranlassung, einen Verein zum Schutze der Bebe's zu gründen, lag in Frankreich nahe genug. Mau denke, daß 100,000 kleine Franzosen, darunter 25,000 kleine Pariser jedes Jahr starben, ehe sie zum Bewußtsein kamen, daß sie Franzosen oder Pariser wären — ja, ehe sie überhaupt in's Bewußtsein traten!
Die öffentlichen Wohlthätigkeitsanstalten, die Krippen, Frauenvereine u. s. w. hatten sich längst als unzureichend erwiesen, und man sah mit Schrecken, daß die französische Nation unter allen Nationen, welche sie umgeben, seit Jahrzehnten nicht nur diejenige sei, welche die wenigsten Kindern Producire, sondern daß die Sterblichkeit unter ihren Neugeborenen auch in ganz anderem Maße wüthe, als in irgend einem anderen Lande.
Der Aufruf an die Menschlichkeit, welchen die vorgenannten Zahlen enthielten, wurde 1870 zugleich eine Mahnung an den Patriotismus. Das Kriegsjahr unterstrich die Ziffer und setzte ein bedeutsames: Memento! dahinter.
Die Geschichte lehrt, wie wir Alle wissen, daß das Kriegsglück nicht allein von der Weisheit der Führer ab- hängt/sondern daß die größten Armeen auch die größten Chancen hätten, es auf ihrer Seite zu behalten.
Mußte das Kriegsglück sich demnach nicht immer mehr von Frankreich abwenden, wenn es dieser einen Bedingung keine Rechnung trüge? Waren 100,000 Kinder nicht noch etwas mehr als 100,000 Bebe's? Repräseutirten sie nicht zur Hälfte die Znkunftssoldaten Frankreichs, welche der Tod in unblutiger Schlacht mähte, noch ehe sie dem Feinde gegenübergestellt werden konnten?
Wenn einzelne Franzosen solche Betrachtungen anstellten und daraus wirksame Argumente schöpften, um durch sociale und medicinische Maßregeln die Sterblichkeit