Teil eines Werkes 
Teil 2 (2006)
Entstehung
Seite
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3.2 Auswertung der Lehrerinnenbefragung im Vergleich zu den Kinder­leistungen

Am Ende der Klasse 1 befragten wir die Lehrerinnen der an der Untersuchung beteiligten Klassen sowohl nach ihren Erwartungen an dieaktuellen Leistungen der Kinder bezogen auf die von uns gestellten Aufgaben, als auch rückwirkend nach ihren Einschätzungen, was die Kinder wohl bereits am Schulanfang leisten konnten.

Wie sahen die Schätzungen der Lehrerinnen im Vergleich zu den Leistungen der Kinder aus? War eher eine Unter- oder eine Überschätzung festzustellen? Beziehen sich Abweichungen auf bestimmte Aufgaben? Gab es in den beteiligten Klassen ähnliche oder sehr unterschiedli­che Tendenzen?

Dies waren die für uns wichtigsten Fragen beim Vergleich der Erwartungen der Lehrerinnen und den von den Kindern gezeigten Leistungen.

Da wir nur die Lehrerinnen der beteiligten Klassen befragt haben, kann es keine zu verallge­meinernden Einsichten geben, es werden aber einige interessante Tendenzen sichtbar, die mehr oder weniger mit bereits vorliegenden Ergebnissen übereinstimmen, bzw. diese ergän­zen. Mussten wir bei den Kinderleistungen eine große Heterogenität festhalten, kann auch bei den Lehrerbefragungen, trotz der geringen Anzahl von Lehrerinnen, kein einheitliches Bild festgestellt werden, so dass wir auch bei den herauszuarbeitenden Tendenzen auf Unterschie­de eingehen werden.

So trafen wir bei der Einschätzung der Lehrerinnen, ob die Kinder ıhrer Klasse bereits allein einkaufen gehen sowohl eine leichte Unterschätzung(Erwartung. 30%; tatsächlich: 40%), eine leichte Überschätzung(Erwartung: 60%; tatsächlich: 31% zum Schulanfang, 46% am Ende der Klasse 1) aber auch eine enorme Überschätzung(Erwartung: 98%; tatsächlich: 39% bzw. 38%) an. Die letztgenannte Kollegin war doch sehr überrascht, wie wenige ihrer Kinder bereits allein einkaufen waren.

Beim Kennen und Benennen von Münzen und Scheinen(bis 20) erwarteten die Lehrerinnen, dass am Ende der Kasse 1 alle Kinder die von uns gestellten Anforderungen erfüllen, was in keiner Klasse zutraf, z.T. stellte diese Erwartung sogar eine erhebliche Überschätzung dar, denn in einigen Fällen lagen die Leistungen der Kinder um 50% unter den Erwartungen.

Vergleicht man die Erwartungen der Lehrerinnen mit den von den Kindern gezeigten Leis­tungen, so ist generell festzustellen, dass die Kolleginnen die Leistungen der Kinder ihrer Klasse am Ende des ersten Schuljahres recht genau einschätzen konnten, da es sich um Inhal­te handelte, die im Unterricht bearbeitet wurden. Vereinzelt gab es Unterschätzungen(z.B. beı den Fähigkeiten zum Sortieren, wenn sowohl Euro- als auch Cent-Münzen auftraten) oder auch unterschiedlich ausgeprägte Überschätzungen bei einzelnen Klassen(z.B. bezogen auf die Lösung der Aufgaben mit realem Geld).

Vergleicht man die Erwartungen der Lehrerinnen mit den von den Kindern zu Beginn der Klasse 1 gezeigten Leistungen, so stellt sich hier ein völlig anderes Bild dar. Das, was die Lehrerinnen den Kindern zu Beginn der Klasse 1 zutrauten, lag bei so gut wie allen Aufgaben meist erheblich unter den von den Kindern gezeigten Leistungen. Bei einer Lehrerin lagen die im Nachhinein erfragten Erwartungen, was denn die Kinder wohl zu Schulbeginn konnten, deutlich über den von den Kindern dieser Klasse gezeigten Leistungen. Diese Überschätzun­gen bezogen sich auf die Fähigkeit zum Sortieren von Geld(insbesondere bei den Aufgaben 1.3 b und c), aber auch auf die Fähigkeit zum Lösen der einfachen Additions- und Subtrak­tionsaufgaben(mit und ohne Geld); hier lagen die Leistungen manchmal um über 40% unter

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