Druckschrift 
Der Talmud : sein Wesen, seine Bedeutung und seine Geschichte / dargestellt von Dr. S. Bernfeld
Entstehung
Seite
19
Einzelbild herunterladen

19

Stellung, mit einem der römischen Cäsaren be­freundet (auch dieser Umstand, welcher Kaiser Antonius der Freund der Patriarchen gewesen sei, ist noch nicht genügend klar gestellt), durfte ers unternehmen, die mündliche Lehre schriftlich nieder zu legen. Man entschuldigte dies später dahin, dass der Patriarch dadurch die mündliche Lehre vor dem Untergange gerettet habe. Mit Anlehnung an ein Psalmwort sagte man:Wenn es sich um die Erhaltnng der gesammten Gottes­lehre handle, dürfe eins ihrer Verbote über­treten werden. Rabbi Juda habe somit das Verbot, die mündliche Lehre nieder zu schreiben, in guter Absicht übertreten.

DieMischna, wie sie Rabbi Juda geordnet hat, wurde nach älteren Vorlagen und Sammlungen xedigirt, namentlich nach der Sammlung des durch seinen edlen Charakter, seinen Scharfsinn, Frei- muth und eigenthümlichen Lebensgang berühmt gewordenen Rabbi Meir, der eigentlich ein Lehrer R. Judas war. In der Mischna ist die mündliche Lehre nachOrdnungen (sechs an der Zahl), diese in Traktaten und diese wiederum nach Ab­schnitten und einzelnen Paragraphen, knapp, klar, wenn auch nicht sehr übersichtlich geordnet.*)

*) Die ersteOrdnung führt den KollektivnamenSe- raim und enthält alle Satzungen, die an den Landboden und dessen Erzeugnisse geknüpft sind (Sabbatjahr, Verbot der Baumfrüchte in den ersten drei Jahren seit der Pflanzung, Abgaben an die Priester, an die Leviten und an die Armen u. s. w.); indessen ist der erste Traktat dieser Ordnung eine .Zusammenstellung der Vorschriften über Gebete und gelegent­liche Benediktionen. Die zweiteOrdnung führt den NamenMogd und handelt über die Vorschriften der Sab­batruhe und die Bestimmungen der anderen Feiertage. Die dritteOrdnung heisstNaschim (über das Eherecht, ein-