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in Nahardea, einer bedeutenden, von vielen Juden bewohnten Stadt, einem Lehrhause Vorstand. Samuel war ein bedeutender Kopf, der ausser dem Studium der jüdischen Lehre auch mehrere profane wissenschaftliche Disciplinen beherrschte. Er war ein für seine Zeit tüchtiger Arzt, kenntnissreicher Astronom — er durfte von sich sagen: „die Himmelsstrassen seien ihm nicht minder bekannt als die Strassen seines Wohnortes Nahardea“—und ebenso scharfsinniger Rechtslehrer. Er hat in das tal- mudische Recht den folgereichen Lehrsatz eingefügt: Im Civilrecht muss man sich dem Landes
gesetz unterwerfen (WH SfittSöT Kn). Er war oft und für längere Zeit in Palästina, es gelang ihm: sogar, den Patriarchen R. Juda von einer schweren Krankheit zu befreien. Als ihm jedoch dieser aus Dankbarkeit den Rabbititel (gleichsam die Doctor- würde) verleihen wollte, stiess er auf allerlei Hindernisse. R. Juda soll davon nicht wenig unangenehm berührt gewesen sein, wogegen Samuel sich leicht über dieses Missgeschick hinwegsetzte. "Wie bereits erwähnt, gründete er in Nahardea ein Lehrhaus, das später berühmt wurde.
Rab hegte für Samuel grosse Verehrung und fügte sich oft seinen Weisungen, obwohl er ihm unzweifelhaft in der Kenntniss der Halacha überlegen war. Unter solchen Umständen wollte Rab nicht in der Nähe Samuels bleiben, wo er diesem vielleicht unbequem geworden wäre. Er zog vielmehr nach der Stadt Machasja, in eine Gegend, in der das Studium der mündlichen Lehre fast völlig unbekannt war. Dort gründete er ein Lehrhaus, und gleich schaarten sich um ihn viele lernbegierige und scharfsinnige Jünger, durch welche erst in Babylonien das eigentliche Talmudstudium.