zu verlieren; er selbst aber erreichte ein ungewöhnlich hohes Alter.
Seine Schwester, die ebenfalls ausserordentlich schön war, verheirathete R. Jochanan an einen jüngern Kollegen, R. Simon b. Lakisch. Es war dies ein merkwürdiger Mann, dessen Schicksal sich nicht minder merkwürdig gestaltete. Von Hause aus arm, aber von starker Körperkraft, scheut er keine Arbeit, durch die er sich ehrlich ernähren konnte. Er war hinter einander Parkhüter, Polizeihäscher und sogar Gladiator. R. Jochanan lernte ihn kennen und führte ihn in das Thorastudium ein, worauf er ihm seine Schwester zur Frau gab. Auch als Talmudlehrer behielt er seine rauhen Sitten, blieb aber ehrlich und treu wie Gold. Dem Patriarchen R. Juda II., der in seinem amthchen Wirken viele Schwächen gezeigt hat, sagte er einst die Wahrheit recht derbe und musste sich dann flüchten. Auf die Verwendung seines Schwagers verzieh ihm der Patriarch und liess sich sogar dazu herbei, R. Simon persönlich aufzusuchen, um ihm die gewordene Verzeihung anzukündigen. Der arme Flüchtling zeigte sich darüber gerührt und empfing den Patriarchen mit dem artigen Kompliment, dieser habe ja Gott nachgeahmt, der sich ebenfalls nach Egypten begeben habe, das ihm entfremdete Volk Israel aufzusuchen. Im Laufe des Gespräches wurde aber R. Simon wieder ausfällig, da er mit der Wahrheit nicht zurückhalten Konnte. Als sich der Patriarch darüber verwundert zeigte, meinte R. Simon entrüstet: „Und was hast du geglaubt? Deinetwegen würde ich die Wahrheit verleugnen?“ Die Ehrlichkeit R. Simons war sprichwörtlich geworden: „Wer mit R. Simon Umgang pflegt, dem kann man ohne Zeugen Geld