der Egypter bei der Verfolgung Israels hörte (der Agadist verstand nämlich das Wort vnv irrt, 2. B. M. 18,9, im Sinne „wie ein Stich durch’s Herz gehn“). Zu der Stelle 1. B. Sam. 28,10, wo derKönig Saul dem Zauberweibe „bei Jahweh“ schwor, dass ihm nichts wegen der (biblisch verbotenen) Zauberei geschehn werde, macht der Agadist die hübsche Bemerkung: Saul glich in diesem Augenblick dem treulosen Weibe, „das auf dem Schlosse des Geliebten sitzt und beim Haupt ihres Ehegatten schwört.“
Die Agada ist durchaus vom national-jüdischen Geist durchweht, obwohl sie darüber nicht das rein Menschliche vergisst. Natürlich spricht sich in ihr ein starker Hass gegen das völkermörderische Rom aus, das über Israel so viele schwere Leiden verhängt hat. Nach einer alten Tradition soll das römische Volk von einem dorthin eingewanderten semitischen abstammen, es ist somit ein Abkömmling Esau’s, dessen Streit mit dem Erzvater Jakob uns ja aus der biblischen Erzählung bekannt ist. Die Einzelnheiten dieses nicht allzu brüderlichen Verhältnisses werden im Sinne der Agada als Vorbedeutung für das spätere Verhältniss zwischen Rom und Judäa aufgefasst. Der Streit zwischen beiden ist somit uralt; beide können sie nach dem Wortlaut des väterlichen Segens nicht gleichzeitig mächtig sein — entweder Israel oder Rom. Jetzt sei die Blüthezeit Roms, aber dereinst werde auf den Ruinen Roms die Grösse Israels neu erstehen. Edom, wie Rom bis in die spätere rabbinische Epoche hinein genannt wird, hat in der That dem jüdischen Volk viel Böses zugefügt; es war sein feindlicher Nachbar während des ersten juda-israelitischen Reiches, nicht besser