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Der Talmud : sein Wesen, seine Bedeutung und seine Geschichte / dargestellt von Dr. S. Bernfeld
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ging es später in der makkabäischen Epoche, und als gar der Hasmonäerfürst Johann Hyrkanos den verhängnissvollen Fehler beging, die be­zwungenen Idumäer gewaltsam zum Judenthum zu bekehren, entstand daraus unsägliches Leid für das jüdische Volk. Aus diesem gewaltsam bekehrten Volksstamme ging bekanntlich das herodeische Herrscherhaus hervor, das politisch und sittlich ein Krebschaden Judäas wai'd. Auch während der letzten Belagerung Jerusalems durch Titus war die Theilnahme der Idumäer an dem Kampf für die um den letzten Rest der nationalen Selbständigkeit ringenden Juden vom grössten Schaden.

Gegen das mächtig gewordene Christenthum führt die Agada Klage, dass es wohl das religiöse Schriftthum Israels mit Liebe und Verehrung übernommen, aber die Schöpfer dieser religiösen Litteratur lieblos oder gar mit Hass und Verachtung behandle. Oft nähere sich die Christenheit dem jüdischen Volke mit dem Ansinnen, mit ihr doch eins zu werden; aber Israel bleibe treu seinem Glauben und seinem Gott.Das Christenthum wolle Entfremdung hervorrufen zwischen Israel und seinem Vater im Himmel. Ruhe habe das jüdische Volk nur dann, wenn die Söhne Edoms unter sich uneinig sind; herrsche bei ihnen Frieden, so kehren sie ihren ganzen Grimm gegen Israel.

Anspielungen auf das Christenthum finden sich in der talmudischen Litteratur nicht selten, wenn man unter dieser die älteren Sammlungen der Halachoth, die auch viele hagadische Bestandtheile enthalten, versteht. Es lässt sich nicht sagen, dass die alten Lehrer und Agadisten stets liebevoll