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Rede gewesen ist. Es kommt auch zuweilen vor, dass der Ausspruch einer bekannten Autorität zur Bekräftigung einer Meinung angeführt wird; mit einem Mal verlässt die Diskussion das Jae- sprochene Thema und wendet ihre Aufmerksamkeit eben diesem Ausspruch oder der angezogenen Halacha zu. In der Regel wird diese Diskussion mit den Worten eingeleitet: Wir wollen eben
diese Halacha selber diskutiren (kcu). oder: der Meister hat gesagt (ta ibk) und dergl. Man kommt da somit vom hundertsten ins tausendste, und nachdem sich die Diskussion über die eben nur „en passant“ erwähnte Halacha mehrere Folioblätter hindurch hingezogen hat, kommt die Gemara auf den verlassenen Gegenstand zurück und beginnt die Debatte aufs neue. Oft wird die halachische Diskussion durch agadische Aussprüche und homiletische Betrachtungen unterbrochen, wobei auch in diesen Partien dieselbe Zusammenhanglosigkeit wie in dem halachischen Vortrag vorherrscht. Es werden Erzählungen oder homiletische Erklärungen an einander gereiht, die thatsächlich in keinem Zusammenhang zu einander stehen, entweder weil sie alle im Namen desselben Lehrers vorgetragen werden, oder wegen einer anderen ähnlichen Aeusserlichkeit.
Von der Vortragsweise und der Diktion der Agada wollen wir hier eine Probe geben. Allerdings handelt es sich um eine solche, die auf dem Boden Palästinas entstanden ist:
Acher — der Apostat*) — fragte, nachdem
*) Gemeint ist Rabbi Elischa b. Abuja, ein Mann von vielseitigem Wissen, Spross einer angesehenen Familie aus Jerusalem, der in der ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts gelebt hat. Er ist der Held mehrerer Sagen, die