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Der Talmud : sein Wesen, seine Bedeutung und seine Geschichte / dargestellt von Dr. S. Bernfeld
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Acher fragte nach seinem Abfall den R. Meir: Was bedeutet der Bibelvers [Hiob 28, 17]:Gold und Glas kommen ihr nicht gleich, noch tauscht man sie ein für Geräthe aus teinem Gold? R. Meir erwiderte, das bezieht sich auf die heilige Lehre, die schwer zu erwerben ist wie Gold, aber leicht in die Brüche [verloren] geht, wie Glas. Darauf sprach Acher: Dein Lehrer Akiba hat dies anders erklärt. So wie Gold und Glas, auch wenn es zerbrochen ist, [durch Umschmel­zung] wieder hergestellt werden kann, so kann ein Gesetzeslehrer, auch wenn er sich verirrt, wieder zu seiner Würde zurückkehren. Nun so sprach R. Meir kehre auch du um! Nein, gab Acher zurück, ich habe eine göttliche Stimme vernommen, die lautete: Kehret um, ihr Abtrünnigen aber ausser Acher!

Die Lehrer trugen Folgendes vor: Einst ritt

Acher auf seinem Pferd am Sabbat, R. Meir ging aber neben ihm her, um von ihm zu lernen. Da sprach Acher mit einem Male: Meir, kehre um, denn ich merke an den Schritten meines Pferdes, dass der Sabbatweg [die Strecke, die ein Jude ausserhalb des Weichbildes der Stadt am Sabbat zurücklegen darf] zu Ende ist. Darauf sprach R. Meir: Kehre auch du um! Ich .habe dir ja gesagt, ^erwiderte Acher, dass ich eine göttliche Stimme vernommen, die lautete: Kehret um, o ihr Abtrünnigen aber ausser Acher! R. Meir fasste ihn jedoch und brachte ihn mit Gewalt ins Lehrhaus. Dort fragte Acher einen Knaben: Mit welchem Schriftvers hast du dich eben befasst. Der Knabe antwortete: Keinen Frieden spricht der Herr den Frevlern [Jes. 48, 22], R. Meir führte ihn nun in ein anderes Lehrhaus. Auch