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Der Talmud : sein Wesen, seine Bedeutung und seine Geschichte / dargestellt von Dr. S. Bernfeld
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dort fragte er einen Knaben: Mit welchem Schrift- vers hast du dich soeben befasst; dieser erwiderte: Wenn du dich auch mit Nitron wüschest und viele Seite anwenden wolltest deine Sünde bleibt doch als Fleck vor mir [Jer. 2,22], Darauf führte ihn R. Meir in ein anderes Lehrhaus. Auch dort fragte Acher einen Knaben: Mit welchem Schriltvers hast du dich soeben befasst? Der Knabe antwortete: Und du, o Unglückseliger, was nützt es dir, dass du dich mit Purpur bekleidest, dass du dich mit Gold schmückst, dass du deine Augen mit Puch schminkst vergebens machst du dich schön . . . [Jer. 4, 30], So führte ihn R. Meir in verschiedene Lehrhäuser, bis er deren dreizehn durchwanderte; überall hörte er ähnliche Verse [die als ungünstiges Omen zu deuten waren]. Im letzten Lehrhaus befragte er einen Knaben um seinen Schriftvers. Dieser antwortete [Psalm 50, 16]: Zum Rascha [Frevler] spricht Gott: Was hast du dich um meine Satzungen zu kümmern. . ? Jener Knabe stotterte aber, so dass sich das Wort Rascha wieElischa anhörte. Manche be­richten, Acher hätte den Knaben mit einem Messer, das er bei sich führte, aufgeschlitzt und dann die Körpertheile in die dreizehn Lehrhäuser herum­geschickt. Manche hingegen berichten, er habe nur geäussert: Hätte ich ein Messer bei mir, so würde ich den Knaben aufgeschlitzt haben.

Als Acher starb, da hiess es [im himmlischen Gericht]: Weder wollen wir ihn strafen, noch soll er des Paradieses theilhaftig werden. Strafen wollen wir ihn nicht, da er sich immerhin mit der Lehre befasst hat; aber auch ins Paradies kommt er nicht, da er gesündigt hat. R. Meir meinte aber, es wäre doch besser, er würde gestraft und käme