der die Gegenreformation mit den erwünschten Mitteln energisch betrieb. Das Judenthum hat in diesem Kampf nur gewonnen, denn mit Saadja begann auch die Glanzepoche der jüdischen Kultur im Mittelalter. Das rabbinische Judenthum hat sich lebens- und entwickelungsfähiger erwiesen, als der Karaismus, der schon im elften Jahrhundert in eine Art Versteinerungsprozess verfiel.
Aber die Suprematie der babylonischen Hochschulen war nichtsdestoweniger unhaltbar geworden. Sie musste einmal gänzlich aufhören. Es ist eine in der Geschichte oft wiederkehrende Erscheinung, dass eine Kulturepoche, wenn sie in Folge der geschichtlichen Entwickelung der Dinge dem Untergänge verfallen ist, in ihrem Selbstauflösungsprozess auch dadurch nicht aufgehalten werden kann, dass grosse Männer den Versuch machen, das Alte zu retten und zu erhalten. Cato hat die römische Republik nicht retten können, nachdem diese im Volke und im socialen Körper bereits entwurzelt war. Ebenso hatten sich die babylonischen Hochschulen im zehnten Jahrhundert bereits überlebt; sie sind an ihren eigenen Fehlern zu Grunde gegangen, nachdem sie aufgehört hatten, der Mittelpunkt des geistigen Lebens in der Judenheit zu sein. In der ersten Hälfte des zehnten Jahrhunderts machte noch der Exilarch David b. Sakkai den lobenswerthen Versuch, das Ansehen der altehrwürdigen Hochschule in Sura, das im Laufe der Zeit sehr gesunken war, durch die Berufung einer tüchtigen Kraft als Schuloberhaupt zu heben. Die Wahl fiel auf Saadja, was als ein ausserordentliches Ereigniss der damaligen Zeit bezeichnet werden darf,da bisdahin nurbabylonischeStocktalmudisten