mit dieser Würde bekleidet zu werden pflegten. Die Berufung eines „Ausländers“ kann nur durch die Noth der Zeit erklärt werden. Man hatte wohl im Exilarchenhaus eingesehen, dass der alte Schlendrian imhaltbar geworden; den Exilarchen war es um die Erhaltung ihrer Würde in der Judenheit zu thun, sie wussten wohl, dass mit dem Eingehen der Schule auch das Exilarchat seine Bedeutung verlieren würde, was sich übrigens später auch bestätigt hat.
Saadja wurde somit (im Mai 928) zum Gaon (Schuloberhaupt) von Sura ernannt, aber lange konnte der im kräftigsten Alter stehende Gelehrte (er zählte bei seiner Ernennung zum Gaon sechs- unddreissig Jahre) sein ehrenvolles Amt nicht walten. Die in Sura herrschende Korruption trat auch an ihn herausfordernd heran, und als er den Kampf gegen sie aufnahm, musste er einem solchen mächtigen Gegner gegenüber erliegen. Der Exil- arch pflegte die Schuloberhäupter zu allerlei Rechtsverdrehungen und Vergewaltigungen zu missbrauchen; die Geonäer waren in der letzten Zeit viel zu schwach oder von der herrschenden Korruption allzusehr beeinflusst, um solchem Ansinnen beharrlich Widerstand zu leisten. David b. Sakkai glaubte auch in Saadja, dem fremden Gelehrten, ein solches williges Werkzeug seiner Willkür gefunden zu haben. In einem Erbschaftsprozess, in welchem es sich um grosse Summen handelte, war der Exilarch durch Bestechung für eine der Streitparteien gewonnen worden und das Urtheil sollte zu deren Gunsten ausgefertigt werden. Das machte David b. Sakkai sehr rasch ab und schickte nun das Urtheil den Schulhäuptem zur Unterfertigung zu, da formell nur in ihrem