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Der Talmud : sein Wesen, seine Bedeutung und seine Geschichte / dargestellt von Dr. S. Bernfeld
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mentar zum babylonischen Talmud, den er bis auf einige Traktate gänzlich kommentirte. Un­streitig hat er bei diesem Riesenwerk die Vor­arbeiten seiner Vorgänger, insbesondere des R. Gerschom und seiner Schüler benutzt, oft führte er auch die Meinungen und Erklärungen seiner süddeutschen Lehrer an. Aber mit Recht hat-die Nachwelt den Raschikommentar für den besten erklärt und ihm stets den Talmudtext beigedruckt.

Die Vorzüge dieses Kommentars sind auch unvergleichlich. Er enthält Wort- und Sach­erklärung, führt den Forscher, aber auch den Anfänger durch eine kurz angedeutete Bemerkung, durch ein erklärendes Wort, manchesmal nur durch eine Umstellung der Worte im Text, mit kundiger Hand in dieses Labyrinth, weist ihn da zurecht und geleitet ihn dann über alle Schwierig­keiten hinweg bis zum vollen Verständniss des talmudischen Themas. Kein Wort ist in dieser Erklärung zu wenig oder zu viel und auch keines an Unrechter Stelle. Nirgends wird der talmudischen Diskussion vorgegriffen. Dort, wo die Gemara erst nach verschiedenen Versuchen zu einer endgiltigen Erklärung der Mischna kommt, lässt Raschi das Missverständniss nicht errathen, er leitet vielmehr den Leser taktvoll durch den Wirrwarr von Lehrmeinungen, bis er ihn un­merklich ans Ziel bringt; das Missverständniss löst sich dann wie von selbst auf. An mehreren Stellen verfuhr Raschi kritisch, indem er den Talmudtext, der absolut keinen Sinn gab, korrigirte und neue Lesarten vorschlug. Die meisten dieser von Raschi vorgeschlagenen Lesarten haben die späteren Talmudherausgeber in den Text auf-