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Der Talmud : sein Wesen, seine Bedeutung und seine Geschichte / dargestellt von Dr. S. Bernfeld
Entstehung
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starb. R. Isak Alfassi hat den Talmud abzu­kürzen unternommen (also im Gegensatz zu den nordfranzösischen Tossaphisten, die ihn noch er­weiterten). Er entfernte aus der Gemara alle Diskussionen wie auch die agadischen Bestand- theile und begnügte sich lediglich mit dem end- giltigen Resultat. Ausserdem liess er alles weg, das heutzutage keine Geltung mehr hat, also die talmudischen Partien, die von den Opfern, den Reinheitsgesetzen und dgl. handeln. Dadurch wurde das Auffinden einer Halacha im Talmud viel leichter. In der That begnügte man sich später in vielen Gemeinden Spaniens und Italiens mit dem Studium dieser Auszüge.

Zu einer systematischen Ordnung des ganzen halachischen Stoffes in der Gemara hat es der berühmte Religionsphilosoph und Lehrer Mose b. Maimon (Maimonides) gebracht. Dieser ausgezeichnete Gelehrte des zwölften Jahrhunderts (geb. zu Cordova am 30. März 1135, gest. in Fostat zu Egypten am 13. Dezember 1204), von dem man ohne Uebertreibung sagen kann, dass er das ganze jüdisch-theologische und profane Wissen seiner Zeit in sich aufgenommen hat, hatte denPlan, das talmudische Material, den palästi­nensischen Talmud und die nachtalmudischen Ent­scheidungen derGeonim nicht ausgeschlossen, nach bestimmten Fächern zu ordnen. Von der sonstigen Bedeutung dieses grossen Mannes für das Judenthum und seinem merkwürdigen Lebens­gang kann hier nicht ausführlich die Rede sein. In Spanien geboren musste er seine Heimath in Folge der gegen die Juden eingetretenen Ver­folgungen seitens der fanatischen Almohaden verlassen. Nach flüchtigem Aufenthalt in Nord-