98
später erfolgten Anfeindung Maimonides’ und dessen Werke Anlass gegeben.
Maimonides’ Religionskodex hat nämlich, wie der Verfasser selbst, neben schwärmerischer Verehrung auch heftige Anfeindung gefunden. Unter den Gegnern dieses grossen Werkes befanden sich wohl auch solche, die aus Engherzigkeit oder gar aus kleinlicher Missgunst gegen Maimonides aultraten, aber auch bei sachlicher Kritik erregte der Religionskodex grosses Bedenken. Seine Ethik wurde hauptsächlich deshalb an- gefochten, weil sie, der aristotelischen Theorie folgend, die theoretische Erkenntniss über die sittliche Bethätigung stellte. Wer nicht Gott und die Welt nach seiner, Maimonides’, philosophischen Auffassung erkennt, sei nach dieser Theorie kaum mehr als ein Thier! — Von anderer Seite wurde ihm wiederum der Vorwurf gemacht, er beabsichtigte das talmudische Studium gänzlich überflüssig zu machen und zu beseitigen; eine etwas unvorsichtig gehaltene Aeusserung in der Einleitung zu seinem „Mischne-Thora“ gab zu dieser Verdächtigung Anlass, obwohl er sich später entschieden gegen diese Zumuthung wehrte.
Noch bei Lebenszeiten des gefeierten Verfassers schrieb ein berühmter Gesetzeslehrer in Südfrankreich, R. Abraham b. David aus Posquifers scharfe Bemerkungen in Form von Randglossen gegen den maimonidischen Religionskodex nieder, die zum grossen Theil berechtigt sind, wenn auch dadurch der Gesamtwerth des grossen Buches nicht herabgesetzt werden kann. Am berechtigtsten ist wohl der Tadel R. Abrahams, dass Maimonides die talmudische Diskussion beseitigt und in strittigen Fällen der einen Meinung