Druckschrift 
Der Talmud : sein Wesen, seine Bedeutung und seine Geschichte / dargestellt von Dr. S. Bernfeld
Entstehung
Seite
104
Einzelbild herunterladen

legung des Talmuds ertheilt. Der christliche Buch­drucker Daniel Bömberg aus Antwerpen, der sich grosse Verdienste um gute Ausgaben vieler jüdischer Bücher erworben hat, begann nun mit einer vollständigen Talmudausgabe, die im Jahre 1520 in Venedig in Angriff genommen wurde und im Spätherbst des Jahres 1522 ihre Beendigung fand. Diese editio princeps (denn die frühere war nicht vollständig und kommt daher nicht in Betracht) des Talmuds wurde gleich mit dem Raschi-Kommentar, den tossaphistischen Glossen, dem (schon längst ins Hebräische übertragenen) maimonidischen Kommentar zur Mischna und noch einigen Kommentaren zu manchen Talmud- Traktaten gedruckt. Gleichzeitig legte derselbe verdienstvolle Drucker auch den palästinensischen Talmud auf, der freilich nicht die gleiche Verbrei­tung fand, wie der babylonische. Bereits in den zwanziger Jahren des sechzehnten Jahrhunderts unternahm Bömberg die zweite Ausgabe des babylonischen Talmuds, die jedoch keine ver­besserte, sondern eine durch zahlreiche Druck­fehler vielfach verschlechterte wurde.

Der babylonische Talmud ist seitdem oft ge­nug in Italien, der europäischen Türkei, in Polen und in Deutschland aufgelegt worden, für eine Aufzählung aller Auflagen ist hier nicht der geeignete Ort. Es verdient nur noch die Baseler Ausgabe (Basel 157881) erwähnt zu werden, weil da der Talmud schmählich von der Censur verstümmelt worden ist, und ferner die dritte Amsterdamer Ausgabe (175265), die man nächst der editio princeps als die korrekteste bezeichnen darf; in diese Ausgabe sind alle durch die Censur entfernten Stellen wieder aufgenommen.