Teil eines Werkes 
Bd. 3, Teil 3, H. 8 (1931) Amtsbezirke Günterberg, Lützlow, Seehausen / bearb. von Paul Eichholz und Otto Korn
Entstehung
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Bieſenbrow .

Bieſenbrow , 11km noͤrdlich von Angermuͤnde . Gem. 238 Einw., 633,8 ha; Gut 365 Einw., 1260, 5 ha.

Ein Bronzefund beweiſt Beſiedelung der Gegend von Bieſenbrow ſchon in früher germaniſcher Zeit. In der Koloniſationszeit wurde hier eine Burg angelegt, die noch im Landbuche Kaiſer Karls als, munitio erſcheint. Sie deckte den Welſeübergang zwiſchen Greiffenberg und Paſſow. Neben ihr entwickelte ſich eine Stadt, die jedoch zu den ſtecken­gebliebenen Stadtgründungen, wie ſie die Uckermark ſo zahlreich aufweiſt, gehört und nie­mals eine beſondere Rolle geſpielt hat. Der Name des Ortes lautete anfangs mit B an (Bismero 1355, Byßemerow 1370, Beſenbrow 1457; daneben finden ſich Formen mit W (Wieſenbrow 1485, Weßnbrow 1493). Er geht vielleicht auf Wiſſenbroc in der Gegend von Bremervörde zurück, das ſchon 786 in der Markbeſchreibung des Bistums Verden ge nannt wird(Riedel A XVII 419). Schon 1328 kommt eine ſich nach dem Orte nennende Adelsfamilie vor(Hinricus de Byſemerowe, A XIII 489) 9, die Teile des Ortes bis in das 17. Jahrhundert hinein beſeſſen hat.

Das Städtlein wird zuerſt genannt bei der Abtretung von Teilen der Uckermark an Pommern i. J. 1355. Damals wurde beſtimmt, daß alles wasiacet inter Sweit(Schwedt ) et Konckendorp(Altkünkendorff et Marggrevendorp(Schmargendorf ) et Bis­mero et Dobertzin, an Pommern fallen ſollte). Neben den Bieſenbrow , die 1560 ausſagen, daß fie den Ort ſeit 250 Jahren beſitzen, werden frühzeitig auch andere Adelsfamilien erwähnt, ſo Heinrich v. d. Eſche 1442, deſſen Beſitz über die Smuck(1485, 1500) an die Arnim übergeht(1524), die ihn auch 1650 innehaben. Die Familie v. Bieſen­ brow teilte ihren Beſitz infolge der großen Zahl der Agnaten in viele kleine Teile, verſchie­dene von ihnen ſuchten bei dieſen ungünſtigen Verhältniſſen anderswo ihr Fortkommen. 1571 wurde Chriſtoph v. B. Amtshauptmann von Burgſtall und machte ſich in der Gegend von Gardelegen anſäſſig; ein Zweig wandte ſich nach Kurſachſen, wo Joachim v. B. kur­fürſtlicher Jägermeiſter wurde und die Familie in Pommlitz und Naunhof bei Döbeln be gütert war. Nachdem die altmärkiſche Linie erloſchen und die ſächſiſche 1648 wegen eines Lehnsfehlers von der Nachfolge ausgeſchloſſen war, fiel das Gut, als 1696 der letzte märkiſche Bieſenbrow , Valentin Erdmann, völlig verſchuldet geſtorben war, alscaducii an den Kurfürſten, der es am 23. Dezember 1696 an den Miniſter Eberhard v. Danckel­mann verlieh(6StA. Rep. 78 IIB 85, Rep. 22 Nr. 57). Nach deſſen Sturz kaufte Markgraf Philipp Wilhelm von Schwedt die Bieſenbrowſchen und Arnimſchen Anteile auf; im kam es durch Luiſe Henriette Wilhelmine, die jüngſte Tochter des Markgrafen

1) Im Druck ſteht Syſemerowe, was zweifellos auf einen Leſefehler zurückzuführen iſt. 2) Heffter(Regiſter zu Riedel) deutet B. irrtümlich als Wismar (Kreis Prenzlau).

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