Teil eines Werkes 
Bd. 3, Teil 2 (1937) Die Kunstdenkmäler des Kreises Templin / bearb. von Heinrich Jerchel. Vorarb. von Paul Eichholz ...
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Äxten und Beilen aus Felsgeſtein zuſammen. Dazu kommen zahlreiche kleine Meſſer und Schaber aus Feuerſtein , deren Formen und Technik ſich aus der mittleren Steinzeit weiter entwickelt haben.

Neben der einheimiſch gewordenen Megalithkultur finden ſich im jüngeren Abſchnitt der Jungſteinzeit ſtarke Einflüſſe der mitteldeutſchen Kultur der ſogenannten Schnurkeramik, die nur durch Einwanderung fremder Volksteile erklärt werden können. Die Hauptkennzeichen dieſer kriegeriſchen Kultur, die ſich von ihrer ſächſiſch⸗thüringiſchen Heimat durch Wanderzüge nach allen Richtungen hin verbreitet hat, find Gefäße, die mit Schnureindrücken verziert find, und ſorgfältig gearbeitete durchlochte und oft facettierte Streitärte aus Felsgeſtein. Durch Vermiſchung mit der einheimiſchen Megalithbevölkerung entwickelt ſich an der unteren. Oder die Kultur der ſogenanntenOderſchnurkeramik. Auch im nordöſtlichen Teile des Kreiſes Templin ſind Spuren dieſer ſchnurkeramiſchen Einwanderung und Vermiſchung erkennbar, wie u. a. ein Becher von Suckow deutlich zeigt.

Endlich machen ſich am Ende der jüngeren Steinzeit ſtarke kulturelle Einflüſſe aus dem Mittelelbgebiet und beſonders aus der Gegend der unteren Havel bemerkbar. Gefäße vom ſogenannten Havelländer Stil fanden ſich bei Flieth und Kaakſtedt. Es find dies ausgeſprochen junge Erſcheinungen innerhalb der Stein: zeit, die bereits zur nachfolgenden Bronzezeit überleiten. In den großen Steinpackungsgräbern bei Flieth fand ſich ſchon Leichenverbrennung, die die Skelettbeſtattung ablöſte und in der Bronzezeit allmählich zur alleinherrſchenden Beſtattungsweiſe wurde.

Siedlungen der Jungſteinzeit ſind im Kreiſe noch nie planmäßig unterſucht worden. Es finden ſich ſolche bei Suckow(Sackfeld), auf der Fergitzer Burgwallinſel, bei Alt Temmen, Beutel, Dargersdorf (am Lübbeſee), Hammelſpring (Köſterkamp) und ſicher noch an zahlreichen anderen Stellen. Aus Grabungen in anderen Gegenden der Mark wiſſen wir, daß der nordiſche Steinzeitmenſch in rechteckigen Pfoſtenhäuſern wohnte, deren Inneres in einen Hauptraum mit dem aus Feldſteinen gepackten Herd und in eine Vorhalle aufgeteilt waren. Nahrungsreſte haben ſich in Geſtalt von Tierknochen, Fiſchſchuppen und verkohltem Ge­treide erhalten. Außer den oben genannten Jagdtieren waren Rind, Schwein, Ziege und Schaf als Haus­tiere bekannt. An angebautem Getreide find Gerſte, Hirſe und verſchiedene Weizenarten zu nennen. Spinn­wirtel und Gewichte vom Webſtuhl ſind unter anderem Beweiſe dafür, daß der Anbau von Flachs und ſeine Verarbeitung zu Geweben ſowie die Verwendung von Wolle gut bekannt waren.

Die Bronzezeit(etwa 1800- soo v. Chr.)

Um die Wende des zweiten vorchriſtlichen Jahrtauſends hatten ſich Kenntnis und Verwendung der Bronze mehr und mehr nach Norden ausgebreitet. Während in der erſten Zeit das weiche Rohkupfer auch zur Her­ſtellung von Geräten verwendet wurde, lernte man bald durch eine Beimiſchung von Zinn die klaſſiſche Bronze­legierung kennen, die berufen war, die materielle Kultur weſentlich umzugeſtalten und zu vervollkommnen. Naturgemäß ſind die älteſten Bronzefunde der Uckermark Einfuhrgut aus ſüdlicheren Gegenden, da Nord­ europa , mit Ausnahme der britanniſchen Halbinſel, über keine Kupfergruben verfügte. Recht bald bildete ſich jedoch eine eigene heimiſche Technik der Bronzeverarbeitung heraus, die den Süden ſchnell überflügelte und nur die Einfuhr von Rohbronze erforderlich machte.

Der Formenkreis der älteren Bronzezeit(Periode I und IT) ſchließt ſich an eine Kulturgruppe an, deren Kern­gebiet in öſtlicher und ſüdöſtlicher Richtung zu ſuchen iſt und die zu dem nordiſch⸗germaniſchen Kreis des Oſtſeegebietes wenig Beziehungen hat. Trotz den ſpärlichen Funden, die im Kreiſe Templin zahlenmäßig ganz beſonders dürftig find, muß man annehmen, daß das Land zu dieſer Zeit von einer nichtgermaniſchen Be­völkerung bewohnt wurde, deren Herkunft möglicherweiſe in der Oderſchnurkeramik zu ſuchen iſt, die aber auch mit der ſüdöſtlichen ſogenanntenAunjetitzer Kultur in Böhmen , Mähren und Schleſien in Zuſammen­hang ſtand. Gräber aus dieſer Zeit ſind im Kreisgebiet bisher nicht bekannt geworden, doch wiſſen wir aus dem nördlichen Nachbarkreiſe, daß die Leichenverbrennung bereits ſtark Fuß gefaßt hatte. Außer durch Einzel­funden von Bronzegeräten(z. B. Randbeil von Potzlow ) find wir über den Formenkreis der älteren Bron­zezeit durch Schatz oder Verwahrfunde unterrichtet, die als Verſtecke eines Händlers oder Bronze­

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