Boitzenburg 67
Mar ktfleck en
Das im Schutz der aͤlteren Burg B. entſtandene und von ihr immer weitgehend abhängige„Städtchen“(oppidum) „Boycenborch“ begegnet als ſolches erſt 1335(Riedel A XXI 29, als der jeweilige Propſt des Kloſters B. die dortige Pfarrkirche erhielt. Sie wird ſchon 1281 als Marienkirche bezeugt, deren Einkuͤnfte an Spenden dem Kloſter ſeitdem gehörten(vgl. Kloſter B.. 1365 kam das„ſtediken/ꝰ B. mit dem Schloß aus dem Beſitz des Ulrich v. Lochen an den Markgrafen Otto den Faulen(vgl. Schloß B.). Nach dem Landbuch zahlte das„opidum Boytzenborgh“ 6 (bzw. 5) Talente(1 Talent= 20 Schilling Pfennige) Geſchoß an den Markgrafen, der einen freien Hof dort an die Brüder Heinrich und Johannes„v. Musheym“ gegeben hatte. Dieſer Hof lag beim„Haghendor“. Es werden ferner 9 Fleiſchbaͤnke(davon 2 beſetzt) erwaͤhnt, die jährlich 9 Pfund Wachs, 9 Pfund Pfeffer und 9 Fleiſchviertel zinſten. Von jedem halben Faß ausgeſchenkten fremden Bieres erhielt der Markgraf 4 Pfennige. Es war alſo auch ein Krug vorhanden. Weitere landesherrliche Einnahmen brachten die Muͤhle vor dem Staͤdtchen, der See „Dytzen“, in dem das Schloß lag, und 13 andere Seen der engeren und weiteren Nachbarſchaft( Landbuch S. 157f.). Nach dem Boitzenburger Schloßregiſter von 1528 wohnten 8 Fiſcher und 1 Kruͤger„im ſtettichen vor dem ſchloſſe“, die in der Ernte helfen, ferner 8 Fiſcher, die Abgaben an„Wochenfiſchen“ leiſten mußten, und ſchließlich ein Garnmeiſter, ein Zehſener(Fiſcher mit einem großen Schleppnetz) und ein Koch. Das Gericht gehörte dem Schloß, ebenſo zwei Drittel des auf anderthalb Gulden geſchaͤtzten Staͤttegeldes, das auf dem Marienberg am„Marien lateren tag“(8. September), d. h. beim Jahrmarkt einkam. Ein Drittel nahm das Kloſter ein(UB Arnim L449. Im Schoßkataſter von 1624 wird B. dann als„Flecken“ bezeichnet. Eine eigentliche ſtaͤdtiſche Verfaſſung hat es ſchwerlich je gehabt. Die Nachbarſchaft der Burg, in der die Landvoͤgte der Uckermark jahrhundertelang reſidierten, wird einen gewiſſen Handels- und Durchgangsverkehr und die Anſiedlung einiger Handwerker bedingt haben. Das mag dann B. einen ſtadtaͤhnlichen Charakter verliehen haben, der in neuerer Zeit verſchwunden iſt.
Das„Dorf“(villa)„Boiceneburch“ wird zuerſt 1271 erwähnt(vgl. Kloſter B.. Es hatte im Jahre 1375 nach dem Landbuch 56 Hufen, die auf dem„neuen“ und auf dem„alten“ Feld lagen. Es muß alſo eine gewiſſe Erweiterung der Feldmark durch Urbarmachung, Rodung o. a. eingetreten fein. Zum Schloß gehörten 18 freie Hufen, zum Kloſter 24, Freihufen hatten ferner die Höfe des„Otto Quitz“(3), des„Hartwich Petyrstorp“(4 und des „Grubitz“(5), ſowie der Schulze(2). Die Einnahmen von 13 Hufen gehörten dem„v. Musheim“. Schließlich gab es im Dorfe 71 Koſſaͤtenwoͤrden, von denen 36 beſetzt waren(Landbuch S. 158).
Nach dem Schloßregiſter von 1528 gehörten 12 Hufen und 8 Koſſaͤtenhoͤfe(einer lag wuͤſt) zum Schloß, 7 Koſſaͤten, 4 Bauleute, der Schulze und der Krüger waren zu Dienſten verpflichtet(UB Arnim 1 449). 1540 beſaßen die Herren v. Sperrenwalde 20 Hufen mit 7 Höfen, die 1567 zum Schloß B. kamen(UB Arnim 1 658). Dieſe 20 Hufen erſcheinen auch 1624 im Schoßkataſter, wo von 6 Bauern und 16 Koſſaͤten die Rede iſt. Als dieſe Bauern „nach Naugarten, zum Sandkruge und den Muͤhlen gelegt“ wurden, hoͤrte der Unterſchied zwiſchen dem Marktflecken und dem Dorf auf, in denen fortan nur noch Handwerker und Arbeiter wohnten(Fidiein IV 254).— B. iſt Mutterkirche von Berkholz und Naugarten.
Pſarrkirche
Patron: Graf v. Arnim⸗-Boitzenburg . Kirchenbuͤcher(ſeit 1645), Akten und Archivalien im Pfarrarchiv. Schrifttum: Bekmanns Nachlaß(GStX. Rep. 92 VE 10).
Lage: Mitten im Ort erhöht, in der Gabelung der Straßen nach Lychen und Templin .
Baugefüge: Einſchiffiger kreuzförmiger Putzbau mit Weſtturm und polygonalem Chor. Im Kern eine Feldſteinkirche des 13. Ih. mit leicht vorſpringendem Sockel. Turm, Chorpolygon und Fenſter aus dem 18. Ih.(nach Bekmann 1713„ausgebeſſert!). Die Ausbauten nach Norden und Süden um die Mitte des 19. Ih, der ſüdliche an Stelle eines älteren Anbaues.
Au ßeres: Der Turm in der Flucht der Kirche, viergeſchoſſig, jedes Geſchoß weiter zurückſpringend, die über Firſthöhe der Kirche gelegenen zwei Obergeſchoſſe durch Doppelpilaſter gegliedert. Bekrönung durch mehr— fach profilierte Haube, Kugel und Wetterfahne mit Inſchrift:„A. W. v. A. 1767“. In der Weſtwand des Turmes rundbogige Tür. Das Schiff mit rundbogigen Fenſtern des 18. Ih., ebenſo das Chorpolygon, deſſen Ecken durch Vorlagen verſtärkt find. Die angebauten Flügel in romaniſierenden Formen. Satteldächer, das des Mittelſchiffes überragt die der Anbauten, deren Dächer zur Achſe der Kirche ſenkrecht ſtehen. Nach der Chorſeite hin iſt das Dach abgeſchrägt.
Inneres: Das Erdgeſchoß des Turmes mit dem zweiläufigen Treppenaufgang zur Orgelempore mit kräftig profilierten Pfoſten und Wangen des 18. Ih. Eine korbbogige Tür führt vom Turm in das Schiff. Dieſes iſt flach gedeckt und einſchließlich der Decke verputzt und getüncht. Der Chor iſt um eine Stufe erhöht. Der ſüdliche Anbau öffnet ſich in zwei Geſchoſſen nach dem Schiff und enthält die Patronatsloge, zu deren Oberſtock
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