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Lychen
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reichen Gewaͤſſern der Umgebung betrieben worden fein. Dieſe wichtige Einnahmequelle wurde den Lychenern indeſſen bald durch das neugegruͤndete Kloſter Himmelpfort geſchmaͤlert. Das fuͤhrte dann zu endloſen Streitigkeiten zwiſchen der Stadt und den Moͤnchen, die ſich bis ins 16. Ih. hinzogen(vgl. Riedel A XIII 8; KrabboWinter Nr. 1768; Kirchner, Himmelpforte, S. 28— 37.
1320 erwarben Rat und Gemeinde drei Seen vom Kloſter:„Dipe Zuzene“(Tiefer Zootzen),„Leyſt“(Lehſtſee) und„parvum Crun“(Kleiner Kronſee)(Riedel A XIII 64). An weiteren Beſitzungen gehoͤrte der Stadt ſpaͤter u. a. das so Hufen große Kuͤſtrinſche Feld(1248 zur Ausſtattung der Bruͤder v. Parwenitz), das lange Zeit wuͤſt lag und erſt 1719 wieder urbar gemacht wurde(Bericht des Magiſtrats von 1743).
Auf den ſchlechten wirtſchaftlichen Zuſtand Lychens im 15. Ih. deuten zwei Zeugniſſe von 1464 und 1467. 1464 erhielt die Stadt in Anſehung der„bawfellikeyt der muren und veſtunge unſer ſtat Lichenn“ vom Kurfuͤrſten das Recht, auf der Feldmark Gandenitz Kalkſtein zu graben und abzufahren. Sie durfte ihn indeſſen nicht weiterverkaufen(Riedel A XIII 107). In Hinſicht auf„den verderb und die nohtwendigkeit unſerer ſtadt Liechen, daß die in etzliche wege verwuͤſtet iſt, auf daß die nun gebeſſert und wieder gebauet werde und aufkommen möge“ trat ihr derſelbe Kurfuͤrſt drei Jahre ſpaͤter die Einnahmen aus dem Schutzgeld der Lychener Juden ab(ebda. A XIII 108). Die landesherrlichen Einkuͤnfte an Orbede aus der Stadt, die 24 Rheiniſche Gulden betrugen, erhielt 1490 der kurfuͤrſtliche Tuͤrknecht Heinrich Michel auf Lebenszeit(ebda. 109).
Die Verwaltung der Stadt lag in Händen von Buͤrgermeiſter und Ratmannen(1320 zuerſt erwähnt, ſ. o., die ſich aus den angeſehenſten Handwerken, den Viergewerken, ergaͤnzten. Neben dem Rat hatten die Viertelsmeiſter als Vertreter der Buͤrgerſchaft einen gewiſſen Einfluß. Bis zum zo-jaͤhrigen Kriege zaͤhlte der Rat 12 Mitglieder, 4 Buͤrgermeiſter und 8 Ratmannen, die zwei jährlich wechſelnde Gruppen bildeten, von denen jeweils eine das Stadtregiment handhabte, die andere beratende Funktionen ausuͤbte. Von 1712 bis zur Einführung der Stein'ſchen Staͤdteordnung(1808/09) beſtand der Magiſtrat auf ausdrücklichen koͤniglichen Erlaß hin aus fuͤnf Mitgliedern: dem„conſul dirigens“, dem Prokonſul, dem Kaͤmmerer und zwei Senatoren. Die Gerichtsbarkeit wurde anfangs vom Schultheißen (vgl. die Urkunde von 1248, 1332 wird„Conradus Paſchedach prefectus“ genannt, Riedel A XIII 67), ſpaͤter— im Beſitz des Magiſtrats— vom Stadtrichter und von den Schöffen aus der Bürger: ſchaft, im 18. Ih. vom Magiſtrat ſelber ausgeübt,
Die Nachrichten über die kirchlichen Verhaltniſſe Lychens ſetzen 1299 ein, als der erſte Pfarrer genannt wird, der bei der Gruͤndung Himmelpforts als Zeuge zugegen war:„Theodoricus plebanus in Lychen “(Riedel A XIII Y. 1342 wird hier eine Johanniterkommende bezeugt, als ſich der Komtur Heinrich v. Weſenberg zu Gartow und Lychen mit dem Abt Michael von Himmelpfort über die kirchliche Zugehörigkeit von Groß Thymen einigt. Die Dorfbewohner ſollten ſich zur Kirche in Kaſtaven halten, die ihrerſeits Tochterkirche von Lychen war. Unter den Zeugen erſcheint Dietrich Crovel(aus der Familie des Vogtes von 1299! ſ. o.), Prior in Lychen (Riedel A XIII 103). Auf die Anſaͤſſigkeit des Johanniterordens dürfte auch das Patrozinium der Johanneskirche zuruͤckgehen, die bis 1302 der Maria geweiht geweſen fein ſoll, als der Johanniterorden den Patronat erhielt(Meklenburgiſches Urkundenbuch V S. 51). Noch 1640 war der Orden Patron, ſpaͤter der Landesherr. Heute iſt Lychen Mutterkirche fuͤr Alt Placht und Annenwalde .
Schließlich wiſſen wir von drei Hoſpitälern in L.: das Heiliggeiſt-Hoſpital für Stadtarme, das Georgen⸗Hoſpital (vor dem Stargarder Tor) und das Gertrauden⸗-Hoſpital(vor dem Fuͤrſtenberger Tor) fuͤr Fremde und Kranke. Alle drei verfielen fruͤh, das erſte wurde nach dem Stadtbrand von 1732 wieder aufgebaut. Es wird bereits 1320 erwähnt, als ihm der Lychener Bürger Johannes Scriver Einkünfte im Dorfe Retzow vermachte(8 Talente brandenburgiſche Pfennige jährlich von 16 Hufen: Riedel A XIII 65; vgl. auch ebda. 78 14089. Spaͤter gehoͤrte dem Hoſpital auch die Schreibermuͤhle, die nach ihrem vorgenannten Beſitzer bereits 1331 als„Scriversmolne“ be: zeugt iſt(Riedel A XIII 67.
Die allgemeine politiſche und wirtſchaftliche Bedeutung Lychens iſt über ein beſcheidenes Maß nie hinausgediehen, da alle Vorausſetzungen hierfuͤr fehlten. Verheerende Braͤnde, ſo 1633, 1684 und 1732, haben der Stadt großen Schaden zugefuͤgt und namentlich alle geſchichtlichen Quellen vernichtet, ſo daß wir uͤber ihre Vergangenheit leider nur ungenuͤgend unterrichtet ſind.
Wappen: In Silber der rote brandenburgiſche Adler(O. Hupp, Wappen und Siegel der deutſchen Staͤdte, 1. Heft, Frankfurt a. M. 1896, S. 33 und 36).
Schrifttum: Riedel A XIII 8 ff. und UB Arnim I, Regiſter.— Bratring II 495 ff.— Berghaus 14283; 11260, 284. Riehl⸗Scheu S. 251.— Fidicin IV 244 ff.— Stobwaſſer], Lychen Uu. M. u. Umgebung, Lychen 1898.— v. ArnimDenſen, Über die Vogteien der Uckermark (Mitt. d. Uckerm. Muſ.⸗ und Geſch.⸗Vereins J. Bd., 1901 S, 311). — Siedler S. 116f.— Herold S. 122 f.— Berth. Schulze, Brandenburgiſche Landesteilungen 1258—1317, Berlin 1928(Einzelſchriften der Hiſtoriſchen Kommiſſion f. d. Prov. Brdbg. uſw., Heft ı S. 29f.).— Rud. Schmidt, Aus der älteren Vergangenheit der Stadt L.(Kreiskalender 1928 S. 107 ff).— Derſelbe, Lychener Merk