nur Canailles, aber ein petit-maitre, ein Französchen, ein bon mot, ein Musiquechen und Komödiantchen, das scheinet was Nobleres, das ist was Königliches, das ist digne d'un prince. Dieses sind deine Sentiments, wenn Du Dich recht prüfen willst; zum wenigsten ist Dir dieses von Jugend auf von Schelmen und Huren eingeflößet worden, und hast Du diese Sentiments gehabt bis in Cüstrin." Ach, der arme Kronprinz, er überwand sie auch nicht, diese Sentiments, und er flüchtete mit ihnen zu seiner Mutter und zu seiner Lieblingsschwester. Er liebte Theater und Musik wie seine „Döschens, Etuichens, bernsteinerne und andere Bagatellen", gegen die der Alte wetterte, und fand keine Freude an seines Vaters Lieblingsbeschäftigung, der Jagd. Daran konnte der König nichts ändern, so sehr es ihn schmerzte. Rührend ist der Brief an den Fürsten Leopold von Dessau, wenige Wochen vor des Königs Tode geschrieben, in dem er dem alten Waidgenossen seine besten Jagdhunde zum Geschenk anbietet, „weil ich in dieser Welt ausgejaget habe, und also die Parforce-Jagd ganz aufgeben will, um die unnützen Kosten einzuziehen, indem mein ältester Sohn auch kein Liebhaber der Jagd ist, noch werden wird."
Des Kronprinzen Augen glänzten, dachte er an den ersten großen Eindruck, den die italienische Oper ihm gemacht hatte. Das war 1728 in Dresden am Hofe August II. gewesen, wohin der Kronprinz seinen Vater begleitet hatte. Im Gefolge war außer dem alten Dessauer noch manch anderer Waffengenosse Friedrich Wilhelms, den Pulverrauch und Tabaksqualm gleich gut durchgebeizt hatten. Der polnischen Majestät wird es kein kleiner Spaß gewesen sein, diesen auf den Drill eingestellten Augen das lüstern-galante Gaukelspiel der Dresdner Hofoper vorzuführen. Die an rauhe Klänge gewöhnten Ohren fühlten sich plötzlich von den Arien und Rezitativen der Cleofide von Hasse umschmeichelt, ganz zu schweigen von dem verführerischen Anblick des Balletts. Nur der Kronprinz saß mit weit aufgerissenen Augen da, sah staunend in den Glanz und den Flimmer der Bühne und lauschte voll Entzücken der Huantzschen Flöte, die ihre Läufe
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