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Häuser und Menschen im alten Berlin / von Hans Mackowsky
Entstehung
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gerundetes Gesicht mit frischen Farben unter der weiß gepuderten Perücke, das mit dem beredten Mund und den von einer schelmischen Liebens­würdigkeit beseelten Augen mehr die gemütlichen Seiten dieses Charakters hervorhebt, während das bekanntere spätere, 1739 von Pesne gemalt (im Berliner Schloß), das ihn ungepudert darstellt, im Harnisch, die Hände in Handschuhen über den Degenkorb gekreuzt, mehr die geistige Überlegen­heit betont.

Die ersten selbständigen Arbeiten Knobelsdorffs, jener Pavillon im Garten am Wall zu Neu-Ruppin, seine umfassenden künstlerischen Inter­essen, seine gediegene Bildung, sein Geschmack und sein Urteil ließen ihn als ein besonders schätzenswertes Mitglied des poetisch angeregten Kreises, mit dem der Kronprinz damals sich umgab, erscheinen, und die schon laufen­den Fäden der Freundschaft zwischen den beiden zogen sich zu einem festen Gewebe zusammen. Aber Knobelsdorff war kein bequemer Freund,Un homme d'un abord et d'une physiognomie un peu austère; son extèrieur nd n'a rien de galant ni d e for t maniéré" sagt Bielfeld, u Algarotti nannte ihnun phil oso phe scythe". Im vertrauten Gespräche hieß erle gros z Knobelsdorff"; seine Knorrigkeit trat oft in Gegensat zu den höfisch-feinen Manieren, die der junge Prinz damals noch beliebte. Er sah", sagt Friedrich von dem Freunde,die Höflichkeit wie einen Zwang an und floh alles, was seine Freiheit zu beeinträchtigen Wen." Vor seiner rauhen Außenseite traten die großen Eigenschaften seines Inneren, die Reinheit seiner Seele, sein Heller Verstand, seine gerade Rechtlichkeit, bescheiden zurück. Wie so vielen wohnte auch diesem großen Talent eine Empfindlichkeit inne, die Friedrich mit zunehmenden Jahren nicht zu schonen verstand. In diesen ersten Zeiten ging aber alles noch glatt. Friedrich sah zu Knobelsdorff wie zu seinem künstlerischen Mentor empor, und Knobels­dorff ließ es bei aller Aufrichtigkeit nicht an Artigkeiten fehlen, die aus so unbestechlichem Munde dem jungen Kunstenthusiasten doppelt Wohl­taten.

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