Der Aufenthalt in Dresden, wo er Manyoki zu seinem Bildnis gesessen und Studien an den berühmten Bauten, dem Zwinger Pöppelmanns in erster Reihe, sowie an den Gemälden der Galerie gemacht hatte, erweckten in Knobelsdorff die Sehnsucht, Italien zu sehen und sich dort an den Ruinen der klassischen Bauten in seiner Kunst weiterzubilden. Sein Wunsch erfüllte sich aber erst 1736, als ihn der Kronprinz endlich dahin entsandte. Knobelsdorff, der auch in musikalischen Angelegenheiten das Vertrauen des hohen Freundes genoß, erhielt neben dem Auftrag, die dortige Kunst gründlich zu studieren, den besonderen geheimen Befehl, sich nach geeigneten Sängern für eine zu schaffende prinzliche Oper umzusehen.
Wir besitzen aus dieser Zeit die geistreichen, amüsanten, stellenweise entzückend libertinen Briefe, in denen der président de Brosses seinen Freunden und Freundinnen Italien im Jahre 1740 schildert; fast überall ist italienische Kunst und Kultur, auch die wälsche Unsitte in ihrer naiven Unverstecktheit dem glatten französischen Wesen vorgezogen. Vergleicht man damit die ausführlichen Briefe Knobelsdorffs, so hört man die echt märkische Mischung von Ironie und Entrüstung, die diesem feinen Geiste gewiß zum Vergnügendes prinzlichen Adressaten aus einer etwas ungelenken Feder floß. Das meiste da unten mißfiel dem geraden Sinn des Deutschen, der vvraussetzungslos gekommen war und viel zu schnell reisen mußte, um die fremde Art verstehen zu lernen. „Ihr größtes Wissen", schreibt er von den Italienern, „bestehet in einer Arglistigkeit, dem Nechsten zu berücken". Er tadelt ihren Geschmack in der Musik, die ihnen nicht lärmend genug sein kann. „Die hiesige Jnstrumental-Musique", schreibt er aus Rom, „hat mich noch nie mahls in Verwunderung gesetzt und ich wünschte denen Römern ein Ruppinsches Konzert hören zu lassen". In Venedig fand er die beste, in Florenz die schlechteste Oper. Auch der bildenden Kunst steht er durchaus kritisch und ohne alle konventionelle Begeisterung gegenüber. Lange vor Winckelmann entdecken diese klar sehenden Künstleraugen schon die Überlegenheit der griechischen über die römische Antike. Er preist, wie
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