zu der klaren Gesetzmäßigkeit antiker Bauweise. Den Vermittler zwischen ihm und dem Altertum machte der Palladianismus, der, von England herüberkommend, auch die Pariser Bauakademie beherrschte. Kents Ausgabe des Palladio, die Vitruvübersetzung des bewunderten Claude Perrault und der von Colin Campbell 1715 veröffentlichte „Vitruvius Britanniens", „das Manual des architektonischen Schaffens dieser Periode", wiesen ihm im Verein mit der eigenen Anschauung, die er in Italien gewonnen hatte, den Weg zu sich selbst. Diese klassische Strenge der Profile, die Reinheit der Verhältnisse, die Vorliebe für scharf gezogene Linien, für kahle Flächen, für Nischen ohne Gewandung, die Unterordnung aller Einzelheiten unter eine große Wirkung, einen beherrschenden Gedanken, entsprachen seinem märkischen Sinn, seinem rationalistischen Gefühl, seinem aller Schnörkelkunst abholden Geschmack. Indem er nicht nachahmte, sondern das Maß seiner Erkenntnis für sich zum Gesetz erhob, wurde er ein originaler Meister. Der matt verklingenden Schlüterschen Bautradition trat er entgegen mit dem ersten klassizistischen Bauwerk in Berlin.
An diesem einzigen Bau hatte er das Glück, seiner Natur ohne Einspruch von anderer Seite folgen zu können. Noch sah der junge Friedrich zu dem Älteren als zu seinem künstlerischen Mentor auf. Das änderte sich bald, und wie es das Verhältnis der Beiden erst trübte, dann zerstörte, so hinderte es für Berlin den Fortschritt auf den neu eingeschlagenen Bahnen. Das Zwischenspiel des preußischen Rokoko, das Potsdam darstellt, trat ein. Erst gegen Ausgang des Jahrhunderts führt Langhans mit dem Brandenburger Tor den Klassizismus Knobelsdorffs weiter, jenen Klassizismus, sachlich, untheoretisch auf das Notwendige gerichtet, das Monumentale in der Einfachheit erstrebend, nicht gefühlsselig, sondern vernunftstark, den man mit Recht die preußische Antike genannt hat.
Zunächst blieb des Königs Interesse an seiner Lieblingsschöpfung rege, unbeeinflußt von der Entfremdung, die bald genug zwischen ihm und
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