Knobelsdorst eintrat. Wie seine Grenadiere nahm er seine Theatertruppe unter das stramme Regiment seines Krückstocks. Der Intendant de8 Zpeclacles hatte keine leichte Stellung; wie überall, wollte auch hier der König „nicht stille schweigen, sondern sich selbst darein meliren". Eigenhändig schrieb er Artikel in die Zeitung, maßregelte einen störrischen Tanzmeister, und auch im Felde und vor dem Feinde hielt er die Fäden, an denen er seine Puppen lenkte, in straffer Hand. Allmählich aber machte er üble Erfahrungen. Den Trotz einer Barbarina bezwang er noch mit despotischen Maßregeln, aber die kleinen Reibereien verstimmten ihn auf die Dauer. Hatte einst sein Vater geklagt, daß dem Sohne, diesem „efe- minirten Kerl, der keine menschliche Inklinationen hat", die Grenadiers doch nur Canailles sein, so tauschten jetzt die Operisten diesen Ehrentitel ein. Immer wieder klagt Friedrich vor dem getreuen Fredersdorf, der vom Kammerhusaren sich zum Geheimkämmerier aufgeschwungen hatte: „die Opern-Leute sind solche Canaillen-Bagage, daß ich sie tausend Mal müde bin". „Es ist Teufelskrop, ich wollte, daß sie der Teufel alle holte; die Canaillen bezahlet man zum Plaisir und nicht Vexirerei von ihnen zu haben."
In den Nöten des Siebenjährigen Krieges schloß seine Seele völlig „die hundert Pforten", durch die er einst „cohortenweise die Vergnügen eintreten lassen gewollt". Schon vorher hatte er, in Enttäuschungen alternd, Sweerts zugerufen:
Montrez-moi, s'il se peut, un mortel vicieux
Que votre Comédie ait rendu vertueux -
C'est le combat interne et la réflexion Qui nous font approcher de la perfection;
Oui, notre vrai bonheur et notre récompense C'est d'établir la paix dans notre conscience;
Sweerts, de vo vains plaisirs on ne doit s'occuper Qe lorsque du travail il faut se dissiper.
40