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Häuser und Menschen im alten Berlin / von Hans Mackowsky
Entstehung
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Mara und ein Concialini konnten die Tage des alten Glanzes nicht wieder heraufführen. Am liebsten hätte der König das ganze Unternehmen ver­pachtet, doch erhob Ouantz Einspruch und fand geneigtes Gehör.

Immer seltener betrat der König sein Palais magique et enchanteur. Aber auf dem Gange hinter den Logen, wo man gelegentlich den türkischen Gesandten, auf großen Kiffen sitzend, eine lange Pfeife rauchen sehen konnte, stand pochenden Herzens, durch die Gunst eines Hoflakaien eingeführt, der Sohn eines Schneidermeisters, in dessen Kunstwerken sich diese Gesellschaft und diese friderizianische Epoche verewigt sehen sollte. Zwar benahmen die festen Logenwände dem kleinen Gottfried Schadow den sehnsüchtigen Blick auf die Bühne, aber das Ohr wenigstens schwelgte in den Tönen der Mara und des Concialini, von denen bei dem atemlosen Schweigen des Hauses nicht einer verloren ging.

Seit 1781 kam der König überhaupt nicht mehr. DieMara", erzählt Schadow,war davongelaufen, und die Sängerinnen, Deutsche und noch mehr die Italienerinnen, welche die Mara ersetzen sollten, mißfielen Seiner Majestät. Indessen sah man Oper, Redoute mit fünf Tafeln, Ballett mit alten 60jährigen Figurantinnen als arkadische Schäferinnen." Der glän­zende Saal verödete, weil das Publikum, immer noch der Gast des Hofes, weniger die italienischen Sänger, die Dekorationen Veronas und die Ballette des jüngeren Desplaces, als seinen ruhmreichen, weltbekannten, mißver­gnügten König sehen wollte.Mais nous- s omm e s glacés pour le plai sir des autres." Der Kapellmeister Reichhardt hat später offen bekannt: Jedermann weiß es, daß die berlinische italienische Oper, die ich seit 12 Jahren dirigiere, in den letzten Jahren der vorigen Regierung zu einer solchen Schlechtigkeit herabsank, daß sie auch von keiner einzigen Seite mehr für den Künstler wahren Wert hatte; der König sah sie gar nicht mehr."

Nur für die Verschönerung der immer noch reizlosen Umgebung des Opernhauses zeigte er Interesse. Die alte hölzerne Brücke über den Festungsgraben ließ er 1774 von Boumann durch eine steinerne ersetzen.

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