Druckschrift 
Häuser und Menschen im alten Berlin / von Hans Mackowsky
Entstehung
Seite
52
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Doch alles in sich Vollendete, wie sehr es auch von der zerstörenden Unbill der Zeit entstellt sein mag, hat seine Weihestunde, in der es immer aufs neue zum alten Glanz aufersteht. Und diese Stunde genießt, wer in der Nacht, kurz vor Schluß der Oper, von der Schloßbrücke kommend, die dunkle Säulenpracht über dem weiten, mondhell erleuchteten Platz aufragen sieht. In den Hochgenuß dieses Augenblicks mischt sich die Be­kümmernis, daß die Gedanken der großen Baumeister Berlins zum besten Teil in Mappen schlummern, und daß, was sie leisteten, vor der Brutalität der sogenannten praktischen Bedürfnisse nicht besser geschützt werden konnte. So ist auch Knobelsdorffs großgedachter Plan, das Opernhaus mit der Akademie der Wissenschaften und dem Palaste des Königs zu einem im­posanten Friedrichsforum zu vereinigen, wie so vieles, was die Phantasie der großen Baumeister aus diesem Teile Berlins schaffen wollte, Projekt geblieben.

Knobelsdorffs Andenken in Berlin ist an diesen einzigen Bau, der von ihm blieb, gekettet. Dies Haus ist sein Monument. Verschwindet es, so ist Gefahr, daß sein Name verweht wie der Glockenklang über seinem merk­würdigen Grabe im Gewölbe unter dem Turm der Neuen Kirche auf dem Gendarmenmarkt.