an den großen Erbauer des Musentempels, eröffnet werden. Jenny Lind sang die Vielka.
Bald kamen auch gärtnerische Schmuckanlagen auf den bisher sandigen Platz, der zu Zeiten des großen Königs Anfahrt und Aufenthalt für tausend Kutschen geboten hatte. Nichts erinnerte mehr daran, daß einst „draußen am Wall" das Opernhaus wie ein weit vorgeschobener Posten architektonischer Schönheit und begeisterter Musenpflege gestanden hatte.
Bedenklicher als die Eingriffe, die Langhans am Äußeren des Baues nicht hatte vermeiden können, erscheinen die Änderungen spaterer Jahre: der Anbau der Rückfront, die unschöne Erhöhung des Daches; drüben an der Universität kann man noch sehen, wie das alte Dach hinter der zierlichen Balustrade wirkte. Die schlimmste Schädigung aber erlitt der Charakter der Tempelfront durch Verstümmelung der Treppe und durch das über dem Eingang des Erdgeschosses weit vorspringende Schutzdach. Nun erscheint diese herrliche stolze Front als eine „architektonische Lüge". Kein Verehrer Apollos und der Musen steigt mehr die einladenden Stufen empor. Eine dunkle Menge dringt atemlos wie eine Verschwörerbande gleichsam unterirdisch in die Hallen der Musen ein. „Dans tout age nos gouts so nt succédés par d'autres", klagte schon Friedrich in der Epistel über die Vergnügen. War diese Verkümmerung unseres ersten klassischen Bauwerks eine Notwendigkeit, so mußte die Geduld aller Kunsiverehrer eine noch härtere Probe bestehen, als zum wirksamsten, aber unschönsten Schutz gegen FeuerSgefahr die eisernen Außentreppen angelegt wurden, die dem edlen Gebäude das Aussehen einer Bauattrappe für Feuerlöschübungen geben. Der Aufbau des Schnürbodens und die Füllung der seitlichen Hinteren Wandflächen, wie notwendig immer sie vom bühnentechnischen Standpunkt aus gewesen sein mögen, haben endlich die ursprüngliche Saalform des Gebäudes völlig entstellt.
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