Bruder, den Prinzen Heinrich. Die Leitung lag zunächst in den Händen Boumanns. Achtzehn Jahre sollten vergehen, ehe der Prinz 1766 das weiträumige Gebäude beziehen konnte.
Breit hingelagert mit seinem stolzen Säulenrisalit in der Mittelfront und den mächtig vorgreifenden Seitenflügeln erscheint das Palais für den Bruder des Königs fast zu prächtig und imposant; es könnte sehr gut dle königliche Residenz darstellen. Die auffällige Verwandtschaft aller Hauptformen dieser Fassade mit dem Opernhause ist längst bemerkt worden. Das in Putz gequaderte Untergeschoß, die Gliederung der Wandmauern durch die großen Fensteröffnungen der Hauptetage mit den mezzaninartig fast viereckigen des Geschosses darüber, die Proportion der Säulen und der Pilaster, die einfach-kräftige und reine Profilierung des Dachgebälkes, nicht zuletzt die ausgezeichneten Maßverhältnisse des Gesamtbaues haben zu der schon von Manger, dem letzten Potsdamschen Baumeister Friedrichs, ausgesprochenen Vermutung geführt, daß Johann Boumann d. Ä. sich hier eines Entwurfes von Knobelsdorffbedient habe. Ein Blick auf die phantasielose Nüchternheit der von Boumann 1749 dicht daneben gebauten Kunstakademie genügt, ihm die schlichte Großartigkeit, die Harmonie der Verhältnisse, die den Palast des Prinzen Heinrich auszeichnet, nicht zuzutrauen. So sehr man auch in Einzelheiten, wie in den von Knobelsdorff verabscheuten Köpfen als Schlußsteinen der Rundbogenfenster, die fremde Hand, den von der Zeitkonvention abhängigen Geschmack spürt, so ist doch nicht minder in der klassizistischen Reinheit und Strenge des Gesamteindrucks bei zierlicher Behandlung der Details tz. B. der Säulenkannelierungen) noch der Geist Knobelsdorffs lebendig.
In diesem Palais hätten wir mithin, wenn auch nicht ganz rein, das zweite Hauptgebäude des Friedrichsforums noch erhalten. Nicht viel anders würde der Königspalast 8ibi et Orbi ausgesehen haben.
Über das dritte, den Platz im Westen schließende Gebäude, die Akademie der Wissenschaften, ,Minervas reäuci aeäes", ist man bisher ganz im
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