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Häuser und Menschen im alten Berlin / von Hans Mackowsky
Entstehung
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Fenster beleben die Wandflachen, unter der schlichten Attika läuft ein Mezzaningeschoß mit einfach profilierten Fensteröffnungen. Die Mitte ist herausgehoben durch eine tempelartige Front, deren Giebel in die Attika einschneidet. Das große Portal öffnet sich auf eine weit vorgeschobene halb­runde Stufenesirade, auf der ein Redner zur Menge spricht. Der einen seitlichen Flügelfront ist eine Säulenlaube vorgelagert, die auf der ent­sprechenden anderen Seite durch eine Pfeilerhalle ersetzt ist eine nicht ganz leicht zu erklärende Willkür des Zeichners. Im Simse des Mittel­baues lesen wir die Inschrift

Zug um Zug erinnert das Gebäude an das Opernhaus Knobelsdorffs. Die Verhältnisse im Großen, die Einteilung der Wandflächen in große und kleine Fenster, die Umrahmung dieser Fenster, das mezzaninartige Ober­geschoß, die schlanken Formen der korinthischen Pilaster treffen wir hier wie dort. Die dem rechten Flügel vorgelagerte Tempelfront ist eine genaue Kopie der Säulenlaube des Berliner Opernhauses. Wie hier werden wir uns dort zwischen den Säulen flache Rundnischen vorzustellen haben mit den Statuen der Philosophen, deren Namen Algarotti in jenem Briefe an Knobelsdorff vom 10. November 1742 bereits vorgeschlagen hakte.

Jacoby und ihm folgend Wessely ordnen diese Vignette Schmidts irrtümlich unter die Illustrationen zum Palladion. Es ist klar, daß sie mit der entscheidenden Aufschrift nirgends angebracht sein konnte als an der Spitze der ?iöce8 ucaäömiqueZ über der Lobrede auf Jordan, der, als die Akademie der Wissenschaften von Friedrich erneuert wurde, neben Maupertuis an ihre Spitze als Vizepräsident berufen wurde. Die nahen Beziehungen zwischen Schmidt und Knobelsdorffverstärken die Vermutung, die der Vergleich der beiden Gebäude aufgedrängt hat. Wie hätte Schmidt nicht eingeweiht sein sollen in die umfassenden architektonischen Pläne, mit denen sich sein Gönner und Freund in stiller, leidenschaftlicher Erfülltheit- trug?

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