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Häuser und Menschen im alten Berlin / von Hans Mackowsky
Entstehung
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Die Mauerstraße mit ihrer charakteristischen Krümmung bezeichnet- ur­sprünglich die südwestliche Grenze, die Friedrich I. seiner Lieblingsschöpfung, der Friedrichstadt, zu geben gedachte. Hier sollte der neue Stadtteil mit Mauer und Fortifikation gegen den Tiergarten abgegrenzt und diese Grenz­linie über die Zimmer- und Kochstraße hinweg mit der Junkerstraße in Verbindung gesetzt werden.

Die Ausbauung des neuen Stadtteils, seit 1688 mit Eifer nach Nerings Plänen betrieben, erstreckte sich bei des Baumeisters Tode 1695 etwa auf 300en Häuser. Grünberg und Behr nach dem die Behrenstraße den Nam führt folgten ihm, und 1730 waren die neu abgesteckten Straßen,wenn auch nicht vollständig und ohne öftere ernste Mahnungen", fast gänzlich bebaut. Da beschloß Friedrich Wilhelm I., der die Leidenschaft des Bauens in keinem geringeren Maße, wenn auch mit ganz verschiedenem Endzweck wie sein Vorfahr übte, die Anlage zu erweitern durch Hinzunahme des zwischen Quarré, Achteck und Rondell gelegenen Terrains, das er mit der Wilhelm­straße und der verlängerten Leipziger Straße kreuzförmig durchschnitt. Gewiß nahm sein auf die gerade Linie eingestelltes Soldatenauge Anstoß an der Krümmung der Mauersiraße, der einzigen, die sich nicht dem rechtwinklig aufgeteilten Schema der ganzen Anlage einfügte. Aber da die westliche Seite der Mauerstraße schon bebaut war, so ging es nicht mehr an, ihre Linie zu strecken. Doch ist es nur zu wahrscheinlich, daß die verpfuschte Form der Straße das Interesse des Königs lahm gelegt hat. Während in der besonders bevorzugten, durch des Königs Namen ausgezeichneten Wilhelmstraße die Paläste und Adelshotels unter seiner Anregung, die oft nichts als ein kräftiger Druck auf den Geldbeutel des Bauherrn war.

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