Druckschrift 
Häuser und Menschen im alten Berlin / von Hans Mackowsky
Entstehung
Seite
80
Einzelbild herunterladen

gebilligte Seitenflügel, und am 8. Juli 1794 Unterzeichnete die Besitzerin ein Schriftstück, in dem sie der Behörde gegenüber ihre Zufriedenheit mit demin allen Teilen vollendeten Bau" erklärte. Die Kosten beliefen sich auf 31 006 Rtlr. 15 Gr.

Das langgestreckte Gebäude gehört einer schon von Borrmann zusammen­gestellten Gruppe an, die auf Georg Christian Unger hinweist. Unger, ein Bayreuther Kind, in der Schule Karl von Gontards gebildet, kam schon 1763 an das Baukontor in Potsdam, wohin ihm ein Jahr später sein Meister als Chef folgte. Immer mehr arbeitete er sich in den Stil seines Lehrers ein, und können sich auch seine besonders zahlreichen Privalbauten am Dönhofsplatz, unter den Linden, am Gendarmenmarkt und in der Leipziger Straße nicht mit dem dekorativen Schwung eines Gontard messen, so sind sie doch gediegene Arbeiten von guten Verhältnissen und geschmack- voller Ausschmückung. Er liebt es, die Putzfläche durch Quaderung zu be­leben und verwendet als Ziermotive gern Laubgehänge, ausgespannte Löwenfelle, gelegentlich auch Waffen und Trophäen.

Diese Eigentümlichkeiten, Merkmale seiner persönlichen Ausdrucksweise, -enthält auch die Fassade der Mauerstraße. Im Erdgeschoß ist die Quaderung kräftig gefugt, in den beiden oberen nur zart angedeutet. Die Fenster des mittleren Hauptgeschosses sind reich umrahmt, mit schweren Verdachungen gekrönt, unter denen Laubgewinde hängen; die des Obergeschosses zeigen als Schmuck ausgespannte Löwenfelle. Eine allereinfachste Attika schließt ab.

Als Hauptmotiv aber treten an der langgestreckten Front rechts und links Eckrisalite Pavillons heißen sie in der Architektensprache der Zeit her­vor von jonischen Dreiviertelsäulen flankiert und von Liegefiguren gekrönt. Außerordentlich wirkungsvoll als starke seitliche Halte für die in einförmigem Rhythmus horizontal entwickelte Front geben sie zugleich durch die hoch­ragenden Säulen dem Gebäude einen Ausdruck gemessener Feierlichkeit.

Das Motiv ist hier nicht zum ersten Male verwandt. Wie eine Studie zur Mauerstraßenfasiade wirkt die Front des Hauses Neue Schönhauser

80