Straße 5, das, in dem summenden Treiben der Innenstadt gelegen, inzwischen auch den Anforderungen modernen Geschäftslebens aufgeopfert und abgerissen worden ist. Vor der Mauerstraße zeichnete es sich durch alles aus, was der Studie eigen zu sein pflegt: durch Frische, Leben, Sinnlichkeit und dazu durch reizvolle Details.
Mit nur sieben Fenstern Front ist es beträchtlich kleiner, und weil es im Knick der Straße steht, so bricht das linke Eckrisalit aus der geraden Linie heraus. Vielleicht hat dieses Umbrechen der Straßenlinie dem Baumeister erst den Gedanken der Eckrisalite eingegeben. Die Attika ist ohne Figurenschmuck geblieben. Dafür ist das alte flach ansteigende Dach erhalten, das in der Mauersiraße durch ein viel zu hohes mit stillosen Dachfenstern ersetzt wurde.
Im Gesamteindruck wie in der Sorgfalt der Details ist das kleinere Gebäude dem größeren überlegen. Die Formen sind energischer gezeichnet, stärkere Kontraste von Licht und Schatten erhöhen die plastische Wirkung. Die jonischen Dreiviertelsäulen streben mit schärferen Kannelüren und reicheren Kapitellen schlanker und straffer empor, die kleinen Balustraden zwischen ihren Würfelsockeln sind besser durchgebildet, nicht so kreiselförmig gedrechselt wie in der Mauersiraße. Die Fensterreihe des Mittelgeschosses ist durch eine höher geführte und reichere Umrahmung in ihrer beherrschenden Wirkung gesteigert, die des oberen Geschosses durch wechselnde Widder- und Löwenfelle über die schematische Gleichförmigkeit erhoben. So trifft man, wohin man blickt, auf Leben, Frische und Regsamkeit der Phantasie, während die Mauerstraßenfront mit ihrer aristokratischen Ruhe auch das Temperamentlose, das so leicht der Vornehmheit eigen sein kann, vereint.
Was die künstlerische Analyse lehrt: die Priorität des Hauses Neue Schönhauser Straße 5, bestätigtauch die historische Überlieferung. Freilich findet man diese nur zum allergeringsten Teil in dem kaum einige Blätter starken Aktenfaszikel des Oberhofbauamts, aus denen nur zu ersehen, daß
« Mackowsky, Alt-Berli»
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